Der mächtige Amazonasfluss, das längste Flusssystem der Welt, leidet unter den Folgen wiederholter Dürren, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Mehrere Abschnitte des Flusses, der sich auf fast 6.500 Kilometern durch Südamerika erstreckt, sind in ihrem Wasserstand auf historische Tiefstände gesunken, wie der brasilianische Geologische Dienst berichtet. In bestimmten Gebieten des Bundesstaates Amazonas fällt der Wasserstand um bis zu 7,5 Meter unter den durchschnittlichen Jahreswert. Die Situation führt zu erheblichen Verkehrsproblemen entlang des Amazonas, der als Wasserstraße essenziell für den Transport von Menschen und Waren in einer der abgelegensten Regionen der Welt ist. Aufgrund niedriger Wasserstände können Boote oft nicht mehr ungehindert verkehren, was nicht nur alltägliche Abläufe wie den Schulweg von Kindern verkompliziert, sondern auch die medizinische Versorgung beeinträchtigt. Brasilien hat beschlossen, durch das Ausbaggern von Flussabschnitten dafür zu sorgen, dass der Transport auch bei Dürren weiterhin möglich bleibt. Diese Maßnahmen werden zumindest für die kommenden fünf Jahre kontinuierlich durchgeführt. Fabrício de Oliveira Galvão, Direktor des Nationalen Departements für Transportinfrastruktur, beschreibt die Bedingungen vor Ort anschaulich: "In einigen Gegenden sehen wir praktisch die Vegetation auf der Flussoberfläche." Doch das geplante Ausbaggern führt auch zu Kontroversen. Während Regierungsvertreter betonen, dass es keine wesentlichen Umweltrisiken gebe, warnen einige Wissenschaftler vor möglichen negativen Folgen für das Ökosystem. So könnte das Aufwirbeln von Sedimenten im Fluss auch das quecksilberhaltige Material freisetzen, was schädliche Auswirkungen auf die aquatische Fauna und Flora, darunter die bekannten Süßwasserdelfine und Piranhas, haben könnte. Das Dilemma zeigt, wie der Klimawandel Regierungen dazu zwingt, drastische und manchmal umstrittene Maßnahmen in Betracht zu ziehen, um mit den Auswirkungen umzugehen. Trotz der Maßnahmen wird erwartet, dass kleinere Zuflüsse weiter austrocknen und viele indigene Gemeinschaften isoliert bleiben könnten. Es bleibt abzuwarten, ob alternative Lösungen wie der Bau von Brunnen und Regenauffangsystemen langfristig die gewünschten Effekte erzielen.