26. Oktober, 2024

Wirtschaft

Washington Post verabschiedet sich von Wahlempfehlungen

Washington Post verabschiedet sich von Wahlempfehlungen

Die "Washington Post" wird in einem bemerkenswerten Schritt zum ersten Mal seit 1988 keine Empfehlung zur US-Präsidentenwahl abgeben. Herausgeber William Lewis hat angekündigt, dass die Zeitung diese Praxis auch in Zukunft grundsätzlich aufgeben wird. Diese Entscheidung soll auf den Einfluss von Jeff Bezos, dem Besitzer der Zeitung und Gründer von Amazon, zurückgehen. Interne Berichte deuten darauf hin, dass in der Kommentar-Redaktion bereits eine Empfehlung für die Demokratin Kamala Harris vorbereitet wurde. Das Rennen zwischen Harris und dem amtierenden Republikaner Donald Trump ist laut jüngsten Umfragen extrem knapp. Bezos, der Amazon und die Weltraumfirma Blue Origin leitet, hat in seiner Rolle als Besitzer eine Strategie gewählt, die einen neutralen Standpunkt verfolgt — sehr zum Ärger einiger Mitarbeiter. Die Zeitung, die mit der Aufdeckung der "Watergate"-Affäre Ruhm erlangte, steht oft im Zentrum von Trumps Unmut. Es gab Zeiten, in denen Trump angedeutet hat, dass er sich Amazon als Ziel vornehmen könnte. Der frühere Chefredakteur der "Washington Post", Martin Baron, sah in dieser Entscheidung des Managements eine "Feigheit" und äußerte Bedenken, Trump könnte dies als Einladung sehen, Bezos und andere Verlage weiter unter Druck zu setzen. Lewis hingegen verteidigte die Entscheidung, indem er betonte, dass die Zeitung unabhängig bleiben und den Lesern ermöglichen müsse, ihre eigene Meinung zu bilden. Nur in den letzten Jahrzehnten hatte die Zeitung seit 1976 regelmäßig Kandidaten der Demokraten unterstützt, mit Ausnahme der Wahl 1988. Nun soll die Tradition der Neutralität wieder aufgenommen werden.