17. Januar, 2025

Finanzen

Was höhere Anleiherenditen für Bauherren, Steuerzahler und Aktionäre bedeuten

Die steigenden Renditen für Staatsanleihen sorgen weltweit für Unruhe. Von teurerem Baugeld bis hin zu steigenden Staatsschulden – das Zinsbeben hat weitreichende Konsequenzen für die Finanzwelt.

Was höhere Anleiherenditen für Bauherren, Steuerzahler und Aktionäre bedeuten
Binnen eines Monats sind die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen stark gestiegen – in den USA auf fast 4,8 Prozent, in Deutschland auf über 2,6 Prozent. Das treibt die Kreditkosten für Verbraucher und Staaten in die Höhe.

Renditen auf dem Vormarsch: Ein Schock für die Märkte

Der Jahresstart war für viele Akteure am Finanzmarkt alles andere als ruhig. Innerhalb eines Monats sind die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA auf fast 4,8 Prozent gestiegen, in Großbritannien erreichen sie fast fünf Prozent, und auch in Deutschland klettern sie auf über 2,6 Prozent – ein Niveau, das lange Zeit undenkbar schien.

Für Finanzminister, Häuslebauer und Aktionäre ist diese Entwicklung ein Weckruf. Die Verteuerung der Anleihen hat Auswirkungen, die weit über den Kapitalmarkt hinausreichen. Sie macht Kredite teurer, lässt den Schuldendienst von Staaten explodieren und setzt die Aktienmärkte unter Druck.

Für Bauherren: Teureres Baugeld und Unsicherheit

Die steigenden Renditen für deutsche Bundesanleihen treiben auch die Kosten für Hypothekenkredite in die Höhe. Zehnjährige Darlehen kosten aktuell 3,37 Prozent – und die Tendenz zeigt weiter nach oben.

Bauherren, die auf fallende Zinsen spekuliert haben, könnten jetzt vor Problemen stehen. Einige Finanzberater empfehlen daher, Finanzierungen zeitlich zu staffeln: ein Teil langfristig, ein Teil kurzfristig gebunden, um Flexibilität zu schaffen.

Doch niemand kann verlässlich vorhersagen, wo die Renditen in einem Jahr stehen werden. Das hängt nicht zuletzt von der globalen Schuldenpolitik ab. Sollten die USA ihre Staatsausgaben weiter ungebremst steigern, könnten die Zinsen weiter steigen.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten sind Anleihen für Anleger attraktiver als Aktien. Höhere Renditen setzen die Märkte unter Druck, insbesondere Wachstumsunternehmen leiden unter den veränderten Rahmenbedingungen.

Für Steuerzahler: Explodierende Zinslasten

Höhere Renditen belasten auch die öffentlichen Haushalte. In den USA steigen die jährlichen Zinskosten bereits auf 1,2 Billionen Dollar – mehr als der Verteidigungshaushalt.

In Deutschland dürften die Zinsausgaben für Bundesanleihen von 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 39 Milliarden Euro im vergangenen Jahr angestiegen sein.

Diese Zahlen verdeutlichen, wie dramatisch der Anstieg der Renditen den finanziellen Spielraum der Regierungen einengt. Zwar fallen die höheren Kosten erst nach und nach ins Gewicht, da viele Anleihen langfristig gebunden sind, doch neue Schulden werden deutlich teurer.

Für Aktionäre: Konkurrenz durch Anleihen

Die Renditen von Staatsanleihen sind zum ersten Mal seit Jahrzehnten attraktiver als die durchschnittliche Dividendenrendite von Aktien. Dieses Ungleichgewicht stellt eine Herausforderung für die Aktienmärkte dar.


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Wachstumsunternehmen, deren Gewinne erst in ferner Zukunft erwartet werden, leiden besonders unter den steigenden Renditen. Der Grund: Bei der Bewertung von Aktien wird der sogenannte Diskontierungszins herangezogen, der mit höheren Anleiherenditen ebenfalls steigt – was den fairen Wert der Aktien sinken lässt.

Warum steigen die Zinsen so stark?

Die Hauptursache für das Zinsbeben liegt in den hohen Staatsdefiziten. Besonders die USA stehen wegen ihrer expansiven Fiskalpolitik in der Kritik. Die Neuverschuldung beträgt weiterhin rund sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts – fünf Jahre nach der Corona-Rezession.

„Die Anleihenmärkte senden eine Warnung“, sagt Konstantinos Venetis, Stratege bei TS Lombard. Höhere Inflationserwartungen und die wachsende Staatsverschuldung treiben die Renditen weiter in die Höhe. Gleichzeitig wächst die Skepsis der Anleger, ob Staaten ihre Schulden nachhaltig finanzieren können.