Es ist ein Ergebnis, das irritiert. Eine Partei, die für klassische Geschlechterrollen wirbt und sich vehement gegen queere Symbolpolitik positioniert, gewinnt ausgerechnet unter homosexuellen Männern die meisten Stimmen.
27,9 Prozent der Teilnehmer einer aktuellen Umfrage auf „Romeo“, einer der größten LGBT-Dating-Plattformen Europas, gaben an, die AfD wählen zu wollen.
Junge Schwule, rechte Partei – ein Widerspruch?
Besonders deutlich ist die Zustimmung unter jungen Männern. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sagten sogar 34,7 Prozent, sie würden ihr Kreuz bei der AfD machen.
In der Generation darüber (25 bis 39 Jahre) sind es 32,3 Prozent. Zum Vergleich: Bei schwulen Männern über 60 fällt die Zustimmung auf 19,8 Prozent – hier liegt die CDU/CSU vorn.
Damit wächst der Zuspruch für die AfD unter homosexuellen Männern schneller als in der Gesamtbevölkerung. Zum Vergleich: Noch bei der Europawahl-Umfrage im Juni 2024 kam die AfD in dieser Zielgruppe auf 22,3 Prozent. Damals lag sie nur knapp vor der Union (20,6 Prozent) und den Grünen (20,5 Prozent).
Ablehnung von Identitätspolitik als Faktor?
Warum wenden sich so viele schwule Männer ausgerechnet der AfD zu? Eine Erklärung könnte sein, dass Teile der Community eine zunehmende Politisierung der eigenen Sexualität ablehnen. Die AfD grenzt sich klar von LGBT-Kampagnen und Regenbogen-Symbolik in öffentlichen Institutionen ab – offenbar ein Punkt, der manchen Homosexuellen zusagt.
Auch wirtschaftliche und migrationspolitische Themen könnten eine Rolle spielen. Viele jüngere Wähler in Deutschland fühlen sich von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten. Das betrifft nicht nur die heterosexuelle Bevölkerung – sondern auch Minderheiten.
Trend oder Momentaufnahme?
Die Zahlen werfen Fragen auf. Bedeutet das Umfrageergebnis eine langfristige Verschiebung der Wählerpräferenzen? Oder ist es eine Protesthaltung gegen das politische Establishment?
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