05. Januar, 2025

Unternehmen

Warum US-Banken der Net-Zero-Allianz den Rücken kehren

Citigroup und Bank of America folgen anderen großen US-Geldhäusern und verlassen die Net-Zero Banking Alliance. Der Druck aus der Politik wächst – und das Engagement fürs Klima wird zur Gratwanderung.

Warum US-Banken der Net-Zero-Allianz den Rücken kehren
Politiker aus elf Bundesstaaten klagen gegen Vermögensverwalter und Banken, die sich für den Klimaschutz einsetzen.

Ein politisches Minenfeld

Die Klimaziele der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) waren ehrgeizig: Mitgliedsbanken sollten ihre Kohlenstoffemissionen bis 2050 auf Netto-Null senken, indem sie ihre Kredit- und Investmentportfolios nachhaltig ausrichten.

Doch in den USA geraten diese Pläne zunehmend zwischen die Fronten. Nun haben die Citigroup und die Bank of America (BofA) angekündigt, die NZBA zu verlassen – ein Schritt, der politische Spannungen und wirtschaftliche Interessen offenlegt.

„Wir bleiben dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet und arbeiten weiterhin eng mit unseren Kunden zusammen“, betonte die BofA in einer Stellungnahme.

Auch die Citigroup erklärte, sie habe auf dem Weg zur Klimaneutralität Fortschritte gemacht, wolle diesen Weg jedoch außerhalb der Allianz weiterverfolgen.

Ein wachsender Exodus

Der Ausstieg dieser beiden Banken ist keine isolierte Entscheidung. Erst vor wenigen Wochen hatten Wells Fargo und Goldman Sachs ähnliche Schritte unternommen. Die Gründe sind vielfältig, doch ein Hauptfaktor ist der politische Druck aus republikanisch regierten Bundesstaaten.

„Die Klimaziele der NZBA geraten zunehmend in Konflikt mit den wirtschaftlichen Interessen der USA“, erklärt ein Brancheninsider. Republikanische Politiker argumentieren, dass die Einschränkung der Finanzierung fossiler Brennstoffe die Kohleproduktion gefährde und die Energiepreise in die Höhe treibe.

Der Rückzug von Citigroup und BofA aus der NZBA spiegelt die Spannungen zwischen politischen und wirtschaftlichen Interessen wider.

Republikanische Gegenwehr

Im Dezember hatten elf Bundesstaaten – darunter Texas – Klage gegen große Vermögensverwalter wie BlackRock, Vanguard und State Street eingereicht. Sie werfen den Unternehmen vor, mit ihrem Fokus auf Klimaschutz Kartellgesetze zu verletzen und den Wettbewerb in der Energiebranche zu verzerren.

„Es ist kein Zufall, dass sich Banken aus der NZBA zurückziehen, nachdem Unternehmen wie BlackRock verklagt wurden“, erklärt der Energieexperte John Spencer.

Die politische Dynamik in den USA zwingt Banken dazu, sich zwischen ihren internationalen Klimazielen und den Interessen ihrer heimischen Märkte zu entscheiden.“

Ein Balanceakt zwischen Klimaschutz und Geschäft

Die Bankensektoren in den USA und Europa unterscheiden sich stark in ihrer Haltung zum Klimaschutz. Während europäische Banken ihre Nachhaltigkeitsziele oft noch ambitionierter formulieren, müssen US-Geldhäuser auf eine politische Landschaft reagieren, die stark polarisiert ist.

„Für amerikanische Banken wird Klimaschutz zunehmend zur Gratwanderung“, sagt Spencer. „Einerseits gibt es den Druck von Investoren und internationalen Regulierungsbehörden, andererseits den massiven Widerstand aus Teilen der Politik und der Industrie.“

Die NZBA selbst steht vor einer Zerreißprobe. Als Teil der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ), einer globalen Initiative, um den Finanzsektor klimaneutral zu gestalten, hat sie Mitglieder auf der ganzen Welt. Doch der Rückzug führender US-Banken könnte ihre Glaubwürdigkeit und Schlagkraft nachhaltig beeinträchtigen.

Was bedeutet das für die Klimaziele?

Der Rückzug großer Banken aus der NZBA wirft Fragen über die Zukunft des globalen Finanzsektors im Kampf gegen den Klimawandel auf. Kritiker befürchten, dass der Druck aus der Politik letztlich dazu führen könnte, dass ambitionierte Klimaziele verwässert werden.

„Es geht nicht nur um die Banken“, betont Spencer. „Wenn solche Allianzen bröckeln, wird das ein Signal an andere Branchen senden, dass Klimaziele optional sind.“