Der Cut kommt oft abrupt. Mal ist es ein Teams-Call, mal ein kurzes Gespräch mit der HR-Leitung. Was folgt, sind Unsicherheit, Enttäuschung – und ein Link zu einem Dienstleister: Outplacement.
Für viele Gekündigte ist die Karriereberatung inzwischen die erste Station nach dem Jobverlust. Und in einem Arbeitsmarkt, der zunehmend unter strukturellen Krisen leidet, ist sie für viele Unternehmen zum Standard geworden.
Doch was verspricht das Konzept – und was kann es tatsächlich halten?
Aufstieg des Trennungsmanagements
Während sich Konjunktursorgen und geopolitische Spannungen in der Bilanz vieler Konzerne niederschlagen, rollt eine neue Entlassungswelle durch die Republik.
Ob Industrie, Handel oder Tech-Branche: Der Personalabbau ist zur strategischen Maßnahme geworden. Statt harten Kündigungen versprechen Firmen "sozialverträgliche" Trennungen – oft flankiert durch Outplacement-Programme.
Marktführer wie von Rundstedt verzeichnen stark steigende Nachfrage. Die Dienstleister bieten gekündigten Fach- und Führungskräften individuelle Beratung, Jobcoaching, digitale Tools und Netzwerkzugang. Das Ziel: schneller und möglichst nahtlos wieder in Lohn und Brot zu kommen.
Viele Programme werden heute über die Abfindung oder als freiwillige Zusatzleistung der Arbeitgeber finanziert – nicht zuletzt, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden und das Employer Branding zu schützen.

Zwischen Hoffnung und Realität
Doch die Erwartungen an Outplacement sind hoch – mitunter zu hoch. Denn nicht jeder Teilnehmer findet in wenigen Wochen einen neuen Job. Besonders für ältere oder spezialisierte Kräfte gestaltet sich die Neuorientierung schwierig.
Manche sind seit Jahrzehnten nicht mehr auf Stellensuche gewesen, andere scheitern an der Digitalisierung des Bewerbungsprozesses oder unrealistischen Gehaltswünschen.
"Wir sehen viele, die emotional noch mitten im Trennungsprozess stecken", heißt es aus Beratungskreisen. Gerade in gehobenen Positionen ist der Verlust des Status – samt Firmenwagen und Zugang zu Entscheiderkreisen – ein tiefer Einschnitt. Entsprechend wichtig sind psychologische Stabilisierung und realistische Zielentwicklung.
Das neue Gesicht der Trennung
Outplacement hat sich professionalisiert. Standardisierte Methoden, digitale Tools, Zugang zu Plattformen wie LinkedIn und Hidden Job Markets gehören heute zum Repertoire.
Dennoch bleibt der Erfolg auch eine Frage der inneren Haltung. Wer sich aktiv auf die Beratung einlässt, profitiert mehr. Wer dagegen nur auf den nächsten Top-Job wartet, ohne sich zu hinterfragen, könnte länger suchen als geplant.
Fakt ist: Der deutsche Arbeitsmarkt wird anspruchsvoller. Transformation, Demografie und Deindustrialisierung hinterlassen Spuren. Outplacement ist deshalb weniger ein goldener Fallschirm als ein Sprungtuch – es federt, aber fliegt nicht.
Neue Macht der Plattformen, neue Abhängigkeiten
Zugleich treten neue Fragen auf: Wer überprüft die Qualität der Beratung? Wie transparent sind Erfolgsquoten wirklich? Und welchen Einfluss haben Anbieter wie Kununu, wenn Öffentlichkeit zur Währung wird?
In Internetforen berichten einige Nutzer von austauschbaren Floskeln und Standardmodulen, andere loben die individuelle Betreuung. Die Wahrheit liegt wohl dazwischen.
Tatsache bleibt: Für viele ist Outplacement das Einzige, was ihnen nach dem Jobverlust bleibt. Wer in der Beratungsphase Klarheit gewinnt, seine Stärken schärft und neue Perspektiven erkennt, hat mehr Chancen – selbst wenn die nächste Stelle keine exakte Kopie der alten ist.