05. Februar, 2025

Reichtum

Warum immer mehr Anleger über eine Aktien-GmbH nachdenken

Die Abgabenpläne von Robert Habeck haben Anleger aufgeschreckt. Plötzlich rückt eine bisher eher spezielle Konstruktion in den Fokus: die Aktien-GmbH. Wie funktioniert sie, wer profitiert wirklich – und für wen lohnt sich der Aufwand nicht?

Warum immer mehr Anleger über eine Aktien-GmbH nachdenken
Die Aktien-GmbH verspricht hohe Steuerersparnisse auf Kursgewinne – doch mit Notarkosten, Buchhaltungspflichten und Mindeststammkapital von 25.000 Euro ist sie nicht für jeden Anleger sinnvoll.

Mit einer einzigen Äußerung hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Welle der Unruhe unter Kapitalanlegern ausgelöst. Sein Vorstoß, Kapitaleinkünfte möglicherweise sozialversicherungspflichtig zu machen, hat dazu geführt, dass Anleger und Finanzberater fieberhaft nach Alternativen suchen, um künftigen Belastungen zu entgehen.

Auch wenn noch keine konkreten Zahlen oder Details feststehen, die Reaktion auf dem Markt ist eindeutig: Das Interesse an der sogenannten Aktien-GmbH ist explodiert.

Google-Suchen zu dem Begriff sind laut Trends-Daten massiv gestiegen, Vermögensberater berichten von zunehmenden Anfragen, und Finanzblogger, die sich mit dem Thema beschäftigen, verzeichnen ein Rekordinteresse.

Doch was steckt hinter der Aktien-GmbH – und ist sie wirklich die Lösung für alle, die sich vor höheren Steuerlasten fürchten?

Was ist eine Aktien-GmbH – und warum könnte sie helfen?

Bei einer vermögensverwaltenden GmbH, häufig auch „Spardosen-GmbH“ genannt, handelt es sich um eine Kapitalgesellschaft, die anstelle einer Privatperson als Investor auftritt. Statt Aktien oder andere Vermögenswerte direkt im privaten Depot zu halten, werden sie in eine GmbH eingebracht.

Das macht einen entscheidenden steuerlichen Unterschied: Während Privatanleger auf Kursgewinne und Dividenden die Abgeltungsteuer von 26,4 Prozent (inklusive Solidaritätszuschlag) zahlen müssen, sind Kursgewinne innerhalb der GmbH nur mit 1,5 Prozent belastet.

Finanzberater Stephan Witt von Finum Private Finance erklärt den Reiz des Modells: „Solange die Gewinne in der Gesellschaft bleiben und reinvestiert werden, arbeitet das Kapital mit minimaler Steuerbelastung weiter.“ Der Zinseszinseffekt, der sich über Jahre oder Jahrzehnte entfaltet, ist enorm.

Doch es gibt auch Fallstricke.

Die geplante Sozialversicherungspflicht auf Kapitalerträge treibt Privatanleger in alternative Anlageformen wie die vermögensverwaltende GmbH. Doch Steuerexperten warnen: Nicht jeder wird langfristig profitieren.

Für wen lohnt sich das Modell – und für wen nicht?

Trotz der offensichtlichen Steuervorteile ist eine Aktien-GmbH nicht für jeden Anleger geeignet. „Es gibt klare Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit der Aufwand sinnvoll ist“, sagt Witt. Entscheidend sind vor allem drei Faktoren:

  1. Das Investitionsvolumen: Experten raten, dass sich das Modell erst ab einem Anlagevermögen von mindestens 250.000 Euro lohnt. Grund dafür sind die hohen Gründungs- und laufenden Verwaltungskosten.
  2. Die Anlagestrategie: Wer primär auf Dividenden setzt, ist mit der Aktien-GmbH schlechter beraten. Denn auf Dividendenerträge fallen 30,8 Prozent Steuer an – mehr als bei einer privaten Anlage. Viel lohnenswerter ist die GmbH für Anleger, die auf langfristige Kursgewinne setzen.
  3. Der Anlagehorizont: Eine Aktien-GmbH entfaltet ihren größten Vorteil über viele Jahre hinweg. Wer nur für einige Jahre Kapital anlegen will, sollte lieber im Privatdepot bleiben.

Finanzblogger Stefan Waldhauser, der seit über 13 Jahren eine vermögensverwaltende GmbH führt, rät davon ab, überhastet zu handeln: „Viele unterschätzen den Aufwand. Wer nicht bereit ist, sich mit Buchhaltung und steuerlichen Pflichten auseinanderzusetzen, sollte es lassen.“

Diese Kosten fallen an – und sollten nicht unterschätzt werden

Die steuerlichen Vorteile kommen nicht ohne Preis. Eine GmbH zu führen ist mit teils erheblichen Kosten verbunden:

  • Gründungskosten: Zwischen 1.000 und 2.500 Euro für Notar, Handelsregistereintrag und ggf. Beratung.
  • Stammkapital: Mindestens 25.000 Euro, von denen 12.500 Euro bar eingezahlt werden müssen.
  • Laufende Kosten: Steuerberater, Buchhaltung und Jahresabschluss schlagen je nach Komplexität mit 1.500 bis 5.000 Euro jährlich zu Buche.

Zudem bieten viele Neobroker keine Depots für GmbHs an, weshalb Anleger oft auf traditionelle Banken mit höheren Gebühren angewiesen sind.

Erfolgsbeispiele aus der Praxis

Dennoch gibt es viele Fälle, in denen sich das Modell lohnt. Michael Craatz, Vermögensverwalter bei Hansen & Heinrich, berichtet von einem Mandanten, der nach dem Verkauf seiner Firma 500.000 Euro über eine Aktien-GmbH investierte.

„Durch die niedrigere Steuerbelastung konnte er über fünf Jahre hinweg einen zusätzlichen sechsstelligen Betrag erwirtschaften, der wieder reinvestiert wurde.“

Ein anderer Fall: Eine Daytraderin mit einem jährlichen Handelsvolumen von rund einer Million Euro reduzierte ihre Steuerbelastung erheblich, indem sie ihre Gewinne über eine GmbH erzielte. „Ihre jährlichen Kosten für Steuerberatung lagen bei 5.000 Euro, aber die Steuerersparnis war deutlich höher“, so Craatz.


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Lässt sich mit der Aktien-GmbH Habecks Steuerpläne umgehen?

Viele Anleger hoffen, dass eine GmbH eine Flucht vor einer möglichen neuen Kapitalertragsteuer oder Sozialabgaben darstellt. Doch Experten warnen: Vollkommen immun ist man nicht.

Zwar wäre die GmbH selbst nicht betroffen, da sie als Kapitalgesellschaft geführt wird, doch spätestens bei Ausschüttungen an den Eigentümer greifen die üblichen Steuern. „Die Habeck-Abgabe würde bei Entnahmen fällig – genauso wie die Abgeltungsteuer“, erklärt Witt. Damit könnte der Steuervorteil lediglich eine Stundung statt einer Vermeidung bedeuten.

Lohnt sich die Aktien-GmbH?

Eine vermögensverwaltende GmbH kann ein mächtiges Steuerinstrument sein – aber nicht für jeden. Wer langfristig investiert, ein hohes Kapitalvolumen besitzt und auf Kursgewinne setzt, kann erhebliche Vorteile nutzen. Wer jedoch nur geringe Summen anlegt, oft Kapital entnimmt oder auf regelmäßige Dividenden setzt, wird von den hohen Kosten und steuerlichen Nachteilen ausgebremst.

„Es gibt keinen Königsweg für alle Anleger“, resümiert Waldhauser. „Eine Aktien-GmbH kann ein intelligentes Werkzeug sein – aber nur, wenn man sie richtig einsetzt.“

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