Heiß und fettig – warum Kalorienangaben allein keine Wirkung zeigen
Seit 2022 müssen große Restaurantketten in Großbritannien Kalorienangaben auf Speisekarten ausweisen.
Doch eine aktuelle Studie zeigt: Das Wissen um den Energiegehalt ändert kaum etwas am Essverhalten. Die Verbraucher konsumieren nach wie vor ähnlich viele Kalorien, und die gewünschte Wirkung bleibt aus.
Kalorienangaben verpuffen im Alltag
Die Regelung sollte den wachsenden Übergewichtsproblemen Großbritanniens entgegenwirken. Die Logik dahinter: Informierte Verbraucher treffen bewusstere Entscheidungen und greifen zu kalorienärmeren Speisen.
Doch laut einer Studie der Universität Liverpool, die 6500 Konsumenten vor und nach Einführung der Regel befragte, bleibt diese Hoffnung unerfüllt.
Obwohl mehr Menschen über die Kalorien ihrer Mahlzeiten Bescheid wissen (31,8 % gegenüber 16,5 % vor der Einführung), essen sie weiterhin gleich viel – und oft zu viel.
Besonders besorgniserregend: Der durchschnittliche Kaloriengehalt der bestellten Gerichte liegt bei rund 1000 Kilokalorien – die Hälfte des Tagesbedarfs eines Erwachsenen. Viele Befragte unterschätzen die Energiegehalte drastisch, was zeigt, wie schwer es fällt, Ernährungsentscheidungen mit reiner Information zu steuern.
Warum reine Kennzeichnung nicht ausreicht
Hans Hauner, Leiter des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin in München, zeigt sich wenig überrascht von den Ergebnissen.
„Das ist eine wiederkehrende Beobachtung: Kennzeichnungen allein verändern das Kaufverhalten kaum“, erklärt er.
Ähnlich geringe Effekte sieht man bei der Einführung des Nutri-Scores auf Lebensmitteln, der Produkte auf einer Skala von Grün bis Rot bewertet. Hauner betont, dass solche Labels nur die Nährwertunterschiede ähnlicher Produkte darstellen, aber nicht generell an der Ernährungskultur rütteln.
Ein Bündel an Maßnahmen ist notwendig
Laut Experten wie Peter von Philipsborn von der LMU München sind komplexere Maßnahmen nötig, um Übergewicht nachhaltig zu bekämpfen. „Eine Verbesserung der Ernährung beginnt mit einem besseren Angebot“, erklärt er.
Dazu gehört eine gesunde Verpflegung in Kitas, Schulen und Unternehmen, aber auch steuerliche Anreize, die gesunde Ernährung erleichtern.
- Bewegungsförderung: Grünflächen, Radwege und Sportangebote sollen Bewegung im Alltag fördern.
- Steuererleichterungen für gesunde Produkte: Obst und Gemüse steuerfrei zu stellen, könnte den Konsum erheblich ankurbeln.
- Abgaben auf ungesunde Produkte: Eine zusätzliche Steuer auf zuckerhaltige Getränke hat sich in Großbritannien bereits bewährt.
Ein Blick nach Großbritannien: Die Limo-Steuer als Vorbild
Die britische „Limo-Steuer“ aus dem Jahr 2018 zeigt, wie gezielte Maßnahmen Wirkung entfalten können. Hersteller reduzierten den Zuckeranteil in ihren Getränken, und der Konsum von Limonaden sank.
Studien deuten darauf hin, dass das Übergewicht bei jungen Mädchen seither abgenommen hat. Solche Maßnahmen könnten als Vorlage für weitere Reformen dienen.
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