Die Unsicherheit am Büromarkt ist aktuell so groß wie nie zuvor. Zwischen steigenden Zinsen und den anhaltenden Folgen der Pandemie stehen viele Investoren vor einer immensen Herausforderung. Doch warum bauen Unternehmen trotz tausender leerstehender Büros neue Gebäude?
Der Büromarkt in der Krise: Ein Blick auf die Herausforderungen
Die deutlich gestiegenen Zinsen setzen Käufer und Bauherren unter Druck, da sie mehr für ihre Kredite zahlen müssen. Zusätzlich leiden Investoren weiterhin unter den Auswirkungen der Pandemie.
Dieser Umstand schlägt sich in den Umsatzzahlen nieder: Laut CBRE sind die Umsätze mit Bürogebäuden in den ersten drei Quartalen dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um erschreckende 79 Prozent eingebrochen.
Die Veränderung der Bürolandschaft: Neue Wege in der Krise
Doch wie reagieren Immobilienexperten auf diese Entwicklung? Katharina Biermann von Avison Young, verantwortlich für das Geschäft mit Büroimmobilien, betont, dass Büros für viele Unternehmen weiterhin ein Instrument sind, um Mitarbeiter zu binden. Doch die Büroentwickler stehen vor gewaltigen Herausforderungen.
Ein zentrales Problem für alle, die mit Büroflächen wirtschaften, sind die gestiegenen Zinsen. Viele warten ab, in der Hoffnung, dass die Zinsen wieder sinken und Kredite günstiger werden.
Rückkehr aus dem Homeoffice: Chancen für neue Bürokonzepte
Die Expo Real, Europas größte Immobilienmesse, bot Anbietern von Büroflächen Hoffnung auf steigende Nachfrage. Besonders der Blick in die USA zeigte, dass große Unternehmen erfolgreich ihre Mitarbeiter zurück ins Büro bewegen, was die Nachfrage nach neuen Flächen erhöht.
Demmler hebt hervor, dass viele Unternehmen vermehrt auf neue Bürogebäude setzen, deren CO2-Bilanz deutlich besser ist. Die strengeren Nachhaltigkeitsrichtlinien der Geldgeber tragen dazu bei, dass Gebäude mit geringerem CO2-Ausstoß im Bau und Betrieb gefragt sind. Maklerin Katharina Biermann bestätigt diesen Trend auch für den deutschen Markt.
Die Zukunft der Bürostandorte: Zentralität als Schlüssel
Trotz steigender Nachfrage in den USA bleibt Biermann skeptisch bezüglich der Übertragbarkeit auf Deutschland. Sie prognostiziert, dass hierzulande zwar wenige neue Objekte auf den Markt kommen, aber immer mehr Bürohäuser mit schlechter CO2-Bilanz leer stehen werden. Neue Büroflächen seien jedoch dringend notwendig, vorzugsweise in zentraler Lage.
Die Ära der reinen Büroquartiere in der Peripherie, wie etwa Frankfurt-Niederrad, neigt sich dem Ende zu. Biermann betont, dass Mitarbeiter keine Weltreisen zum Arbeitsplatz unternehmen möchten. Die Nachfrage konzentriert sich zunehmend auf Büros in Innenstädten, die es Mitarbeitern ermöglichen, in Pausen Besorgungen zu machen, private Termine wahrzunehmen oder die Kinder in die Betreuung zu bringen.
Internationale Investoren als Lösung für Finanzierungsengpässe
In Anbetracht von Bauherren, die sich aufgrund der Zinsentwicklung nicht finanzieren können, nennt Biermann ausländische Investoren als mögliche Retter. Schon vor der Krise war der deutsche Büroinvestmentmarkt für ausländische Anleger attraktiv. Derzeit fließt vermehrt Geld aus Nordamerika und Asien in den deutschen Markt.
„Viele ausländische Investoren betrachten Deutschland weiterhin als sicheren Hafen. Hier finden sie politische Stabilität und trotz der aktuellen Herausforderungen eine starke und resiliente Wirtschaft“, erklärt Biermann.
Die Herausforderungen am Büromarkt erfordern also nicht nur einen klaren Blick auf die Probleme, sondern auch innovative Lösungen. Neue Bürogebäude mit besserer CO2-Bilanz, zentrale Lage und die Unterstützung durch internationale Investoren könnten die Schlüsselfaktoren sein, um den Büromarkt in Deutschland zu revitalisieren und sich erfolgreich den Herausforderungen der Krise zu stellen.