„Deutschland baut jede Woche neue Kohlekraftwerke!“ – behauptet Donald Trump gern auf seinen Wahlkampfbühnen. Das ist zwar Unsinn, aber es gibt in Trumps Kreisen eine tiefe Abneigung gegen Deutschland, die weit über die Energiewende hinausgeht.
Warum gerade wir? Und was könnte passieren, wenn Trump tatsächlich ins Weiße Haus zurückkehrt?
Trumps Deutschland-Kritik: Ein altbekanntes Muster
Die Verärgerung Trumps über Deutschland hat lange Tradition. Schon während seiner ersten Amtszeit schoss er regelmäßig gegen uns: Handelsüberschuss? „Unfair!“ Energiewende? „Katastrophe!“ Nordstream 2? „Ihr lasst euch von Russland kontrollieren!“
Das Problem ist: In den USA kommt diese Kritik gut an. Besonders in wirtschaftlich wichtigen Swing States wie Pennsylvania, wo Kohle und fossile Brennstoffe noch immer ein großes Thema sind.
Trump nutzt Deutschland als Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Deutschland steht in seiner Argumentation für zu viel Staat, zu wenig Eigenverantwortung und eine schwache Energiepolitik. Er verkauft seine Vision von „America First“ als Gegenentwurf – mit ihm als Retter der amerikanischen Wirtschaft und Arbeitsplätze.
Eine schwierige Beziehung: Berlin und Washington unter Trump
Es war nie eine leichte Beziehung. Schon nach Trumps Wahlsieg 2016 sorgte Kanzlerin Merkel für Aufsehen, als sie ihm gratulierte – mit dem Zusatz, dass unsere Zusammenarbeit auf Werten wie „Demokratie, Freiheit und Menschenwürde“ basieren müsse. Eine Spitze, die in republikanischen Kreisen bis heute nicht vergessen ist.
Auch der Streit um die Nato war ein ständiger Zankapfel. Trump hat Deutschland regelmäßig dafür gerügt, zu wenig für die Verteidigung zu tun, und drohte mehrfach, die USA aus dem Bündnis zurückzuziehen. Dazu kam noch der Ärger um Nordstream 2 – die Pipeline, die Trump als Beweis dafür ansah, dass Deutschland sich von russischem Gas abhängig mache, während die USA die Nato-Kosten schultern sollten.
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Die Autoindustrie im Fadenkreuz
Ein weiterer Dorn im Auge Trumps: die deutsche Autoindustrie. Bereits als Präsident drohte er mit Strafzöllen auf deutsche Autos, um die amerikanische Industrie zu schützen.
Und im aktuellen Wahlkampf hat er diese Drohung erneuert. Er will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen werden – sprich: in den USA produzieren. BMW und Co. produzieren zwar längst in den Staaten, aber Trump fordert mehr. Wer nicht mitzieht, könnte laut ihm mit Einfuhrzöllen von bis zu 100 Prozent rechnen.
Trump und seine Leute: Ein Netzwerk der Deutschland-Kritiker
Doch Trump ist nicht allein. In seinem Umfeld tummeln sich zahlreiche Unterstützer, die Deutschland kritisch sehen. Richard Grenell, der ehemalige US-Botschafter in Berlin, ist einer von ihnen. Er drohte während seiner Zeit in Berlin deutschen Unternehmen offen mit Sanktionen und überwarf sich mit fast allen politischen Akteuren – außer der AfD.
Auch Trumps möglicher Vizepräsident, J.D. Vance, teilt diese Sichtweise. Er steht für eine isolationistische Außenpolitik und hat wenig Interesse an einer starken transatlantischen Partnerschaft. Vance sagt sogar offen: „Es ist mir ziemlich egal, was mit der Ukraine passiert.“
Und was passiert, wenn Trump gewinnt?
Sollte Trump tatsächlich wieder ins Weiße Haus einziehen, könnte das Verhältnis zu den USA auf eine harte Probe gestellt werden. Berlin bereitet sich schon lange auf dieses Szenario vor.
Die Sorge ist groß, dass Trump die Nato von innen heraus schwächen und die EU weiter spalten könnte. Besonders kritisch: die Frage der Ukraine-Hilfen, die der US-Kongress bewilligen muss. Eine Isolationistentruppe um Trump könnte diese Mittel erheblich kürzen – mit verheerenden Folgen für Europa.