Auftragseinbruch im Fundament der Republik
Mitten im Strukturwandel, während Deutschland über bröckelnde Autobahnbrücken und schleppenden Netzausbau klagt, geht dem Tiefbau die Arbeit aus.

Im Februar sackte der Auftragseingang in diesem Kernbereich des Bauhauptgewerbes um satte 14,8 Prozent ab – der stärkste Rückgang seit mehr als einem Jahr. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor.
Noch im Januar hatte der Tiefbau von mehreren Großaufträgen profitiert. Jetzt scheint die Pipeline leer. Und das, obwohl Sanierungen und Infrastrukturprojekte seit Jahren politisch Priorität genießen – zumindest in Sonntagsreden.
Zwischen Konjunkturhoffnung und Auftragsflaute
Was die Statistik deutlich macht: Der Rückschlag kommt nicht aus dem Nichts, sondern unterbricht eine kurze Phase der Erholung. Im Januar lag der Auftragseingang noch 5,2 Prozent über dem Vormonat.
Jetzt: Rückwärtsgang. Auch im Drei-Monats-Schnitt (Dezember bis Februar) steht ein leichtes Minus von 0,3 Prozent zu Buche.
Besonders bitter: Ausgerechnet der staatlich dominierte Tiefbau fällt zurück – also jener Teil der Branche, auf den sich viele Hoffnungen stützten. Brückensanierung, Bahnstrecken, Stromtrassen, Glasfaserausbau – eigentlich ein Eldorado für Bauunternehmen. Nur: Die Realität hinkt dem politischen Willen deutlich hinterher.

Der Hochbau lebt – aber anders
Ein Lichtblick kommt aus dem Hochbau. Dort legten die Aufträge im Februar um 1,1 Prozent zu – zum zweiten Mal in Folge. Anders als im Tiefbau spielt hier die private Nachfrage eine größere Rolle. Bauherren, Projektentwickler, Wohnbaugesellschaften – sie investieren wieder verhaltener, aber sichtbar.
Doch: Dieser Trend ist fragil. Steigende Bauzinsen, unsichere Förderkulissen, teure Materialien – die Risiken sind geblieben. Das Plus im Hochbau gleicht eher einem Hoffnungsschimmer als einer Kehrtwende.
Umsatz wächst – aber nicht überall
Zahlen gibt’s auch auf der positiven Seite: Der Umsatz im Bauhauptgewerbe kletterte im Februar um 4,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, preisbereinigt sind es immerhin 1,8 Prozent mehr. Die Beschäftigung wuchs leicht um 0,9 Prozent – ein Zeichen dafür, dass die Branche bislang nicht in den Krisenmodus geschaltet hat.
Aber: Umsatz ist nicht gleich Auslastung. Die Frage bleibt, wie lange die Auftragsbücher noch tragen – vor allem in Segmenten wie dem Tiefbau, wo viele Firmen stark von öffentlichen Investitionen abhängig sind.
Stimmung besser – weil Hoffnung günstiger ist als Beton
Das Ifo-Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe hat sich im April laut Umfrage „deutlich aufgehellt“. Es liegt nun so hoch wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Klingt gut – wäre da nicht die Fußnote: Die bessere Stimmung beruht allein auf Erwartungen, nicht auf der tatsächlichen Lage. Die wird sogar schlechter eingeschätzt als im Vormonat.
Der Satz der Ifo-Ökonomen bringt es auf den Punkt: „Die größte Hürde bleibt der Auftragsmangel – zumal es mit der Wirkung des Infrastrukturpakets noch dauern wird.“
Investitionsstau auf offener Straße
Der Einbruch im Tiefbau zeigt, wie weit Anspruch und Wirklichkeit in Deutschlands Investitionspolitik auseinanderklaffen. Projekte gibt es viele – aber Genehmigungen dauern, Zuständigkeiten verzögern, Mittel fließen zäh. Auch das geplante Infrastrukturpaket der Bundesregierung ist bislang nicht mehr als ein politischer Versprecher mit Zeitverzug.
Das Problem: Wenn jetzt keine Aufträge kommen, fehlen den Unternehmen bald die Kapazitäten – und wenn dann das Geld fließt, steht keiner mehr bereit. Wer beim Bauen zu lange zögert, zahlt am Ende doppelt – mit höheren Kosten und verlorener Zeit.
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