16. Oktober, 2024

Education

Warum das Leistungsprinzip wieder in den Fokus rücken muss

Die Bildungskrise in Deutschland verschärft sich: schlechtere Ergebnisse, sinkende Anforderungen und die Abwertung von Abschlüssen. Was jetzt fehlt, ist eine Rückbesinnung auf das Leistungsprinzip – und das Lesen als Schlüssel zum Denken.

Warum das Leistungsprinzip wieder in den Fokus rücken muss
Sinkende Anforderungen und die Abwertung des Leistungsprinzips führen zu schlechteren Ergebnissen in internationalen Schulvergleichen. Deutschland droht, seine Rolle als Bildungsnation zu verlieren.

In Deutschland wird immer wieder von einer „Bildungskatastrophe“ gesprochen, wenn die Leistungen der Schüler schlechter werden. Und ja, die Zahlen sind besorgniserregend. Doch das Jammern bringt uns nicht weiter.

Es ist Zeit, das Leistungsprinzip zu rehabilitieren und daran zu erinnern, was Bildung wirklich ausmacht: das Denken. Denn ohne Leistung, ohne Mühe und ohne Anstrengung wird es keinen Fortschritt geben.

Bildung in der Krise: Was läuft schief?

Ob es um die schlechten Ergebnisse bei internationalen Schulvergleichen geht oder um das sinkende Niveau bei Abitur und anderen Abschlüssen – überall hört man den Vorwurf, dass die Bildung in Deutschland bergab geht. Und ja, das stimmt.

Aber was ist die Ursache? Es ist nicht nur der Lehrermangel oder die schlechte Ausstattung der Schulen. Es ist die zunehmende Abwertung des Leistungsprinzips. Gute Noten sollen für alle erreichbar sein, aber das führt oft dazu, dass die Anforderungen gesenkt werden.

Der Gedanke dahinter ist oft der der sozialen Gleichheit: Jeder soll die gleichen Chancen haben, niemand soll zurückbleiben. Aber was dabei vergessen wird: Menschen haben unterschiedliche Talente.

Anstatt Anforderungen zu senken, sollten Schüler gefordert werden, um über sich hinauszuwachsen. Chancengleichheit bedeutet, Talente zu fördern, nicht Mittelmaß zu belohnen.

Nicht jeder kann Spitzenleistungen erbringen, und das ist auch völlig in Ordnung. Doch wenn die Anforderungen immer weiter gesenkt werden, um allen gerecht zu werden, dann verlieren wir das, was Bildung wirklich ausmacht: das Fördern der Stärken und das Fordern von Leistung.

Lesen: Der Schlüssel zum Denken

Der französische Historiker Jean Jaurès sagte einmal, dass der Lehrer den Schülern „die Größe des Denkens“ nahebringen muss – und das geht nur durch das Lesen. Lesen fördert das kritische Denken, die Reflexion und die Fähigkeit, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Doch in einer Zeit, in der Bücher aus den Klassenzimmern verschwinden und digitale Geräte ihren Platz einnehmen, drohen diese Fähigkeiten verloren zu gehen.

Lehrer, die ihre Schüler zum Lesen anregen, vermitteln mehr als nur Wissen. Sie wecken Neugier und zeigen, dass das Lernen eine Freude sein kann – und nicht nur eine Pflicht. Doch diese Freude entsteht nur, wenn die Schüler auch gefordert werden. Denn nur wer sich anstrengt, kann am Ende stolz auf das Erreichte sein.

Das Leistungsprinzip: Warum es so wichtig ist

Leistung ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, Schüler zu überfordern oder ihnen das Gefühl zu geben, dass sie versagen, wenn sie nicht zu den Besten gehören. Es geht darum, ihnen zu zeigen, dass es sich lohnt, über sich hinauszuwachsen. Wer nie an seine Grenzen geht, wird nie wissen, wozu er fähig ist. Und genau das müssen wir wieder stärker betonen.


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Chancengleichheit bedeutet nicht, dass alle gleich gut sein müssen. Es bedeutet, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, seine Stärken zu entfalten – und das geht nur, wenn wir die Unterschiede anerkennen.

Wenn jemand besonders gut in Mathematik ist, dann sollten wir ihn fördern. Wer hingegen in Sprachen glänzt, sollte dort unterstützt werden. Doch wenn wir versuchen, alle auf das gleiche Niveau zu bringen, verlieren wir die Vielfalt der Talente.

Digitalisierung als Scheinlösung

Viele setzen ihre Hoffnungen in die Digitalisierung, als würde sie alle Bildungsprobleme lösen. Doch das ist ein Irrglaube. Digitale Geräte sind nur Werkzeuge – sie ersetzen weder das Denken noch das Lernen.

Wer das Rechnen an der Tafel nicht versteht, wird es auch am Computer nicht besser können. Und die Fähigkeit, tief zu reflektieren oder komplexe Zusammenhänge zu verstehen, wird durch das schnelle Scrollen am Bildschirm nicht gefördert.

Was wir wirklich brauchen, ist eine Rückbesinnung auf das, was Bildung ausmacht: Anstrengung, Neugier und das Streben nach Wissen. Das Leistungsprinzip muss wieder im Zentrum stehen, denn nur so können wir die nächste Generation darauf vorbereiten, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.