15. April, 2025

Unternehmen

Warum BlackRock-Chef Larry Fink plötzlich auf Europa setzt

Die neuen US-Strafzölle erschüttern selbst die Titanen der Finanzwelt. Larry Fink spricht von historischen Verwerfungen – und warnt vor einer US-Rezession. Europa sieht er als neuen Hoffnungsträger.

Warum BlackRock-Chef Larry Fink plötzlich auf Europa setzt
Allein im April flossen rund 950 Milliarden US-Dollar in BlackRocks kurzfristige Geldmarktanlagen – ein Rekordwert, der die massive Risikoaversion institutioneller Anleger widerspiegelt.

Was selbst ein Larry Fink nicht kommen sah

Wenn der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters sprachlos wirkt, ist das selten. Doch genau das passierte am Freitag.

„In 49 Jahren Finanzbranche habe ich so etwas nicht erlebt“, sagte Larry Fink, Vorstandsvorsitzender von BlackRock, mit Blick auf Trumps neue Zolloffensive.

Die USA, so Fink, bewegten sich gefährlich nah an einer Rezession. Oder seien längst mittendrin. Eine Aussage mit Gewicht – schließlich verwaltet BlackRock rund neun Billionen US-Dollar.

Trumps Zölle: Ein politisches Signal mit ökonomischem Flurschaden

Anfang April hatte der US-Präsident Strafzölle von historischem Ausmaß verkündet. Für die meisten Länder gelten nun pauschal zehn Prozent – für China sogar 145 %.

Die Folge: Der S&P 500 rauschte am 3. und 4. April so stark ab wie seit dem Corona-Schock 2020 nicht mehr. Doch es blieb nicht bei einer Marktreaktion. Für Fink ist klar: Die Eskalation trifft direkt das Fundament der US-Wirtschaft – und das Vertrauen in ihre Zukunftsfähigkeit.

Von der Wall Street zur Rentenlücke

Fink betont, dass der Einbruch nicht nur Großanleger trifft: „Es geht nicht um Wall Street gegen Main Street.“ Die Kursverluste wirkten sich auf Altersvorsorgeportfolios aus – Millionen Amerikaner sehen sich mit schwindenden Ersparnissen konfrontiert.

Die Folge: Verunsicherung, Kapitalflucht – und ein Allzeithoch bei kurzfristigen Geldmarktanlagen. Im April flossen über 950 Milliarden Dollar in BlackRocks täglich verfügbare Konten. Liquidität statt Risiko. Vorsicht statt Vision.

Markt bestraft Trumps Politik – und Fink wechselt den Fokus

Der Zinsmarkt sendet klare Signale: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen geriet nach Trumps Zollrede unter Druck – ein unmissverständlicher Vertrauensverlust. Für Fink ist das mehr als eine technische Korrektur: Es sei ein Vertrauensbruch. Während sich die USA abschotten, beginnt Europa – zumindest aus Investorensicht – wieder interessant zu werden.

In Analystenkreisen wird bereits spekuliert, dass Fink seine Allokation neu gewichtet. Europa, lange das Sorgenkind globaler Anleger, könnte ausgerechnet durch geopolitische Vernunft und industrielle Infrastrukturprogramme an Attraktivität gewinnen.

Trumps neue Strafzölle von bis zu 145 % treffen die global vernetzte US-Wirtschaft empfindlich – BlackRock-Chef Larry Fink warnt offen vor einer drohenden Rezession.

Inflation bleibt, aber KI und Infrastruktur bieten Perspektiven

Trotz aller Warnungen bleibt Fink kein Pessimist. Er sieht zwei klare Investitionsthemen für die kommenden Jahre: Künstliche Intelligenz und Infrastruktur.

Beide Sektoren versprechen strukturelles Wachstum – und staatliche Rückenwinde. Besonders spannend: BlackRock könnte sich hier in Europa neu positionieren, gerade im Kontext des Green Deal und der wachsenden technologischen Eigenständigkeitsstrategien.

Fink sieht in diesen Sektoren „transformative Investitionsmöglichkeiten“. Ein deutliches Signal – und womöglich ein strategischer Schwenk in BlackRocks globalem Portfolio.

Wenn selbst BlackRock zögert, hat sich das Spiel verändert

Larry Finks Warnung ist keine Marktlaune. Sie ist ein Seismograf. Für Kapitalströme, für geopolitische Risiken, für das Vertrauen in die USA als Wirtschaftsmacht.

Wenn selbst BlackRock in Deckung geht und nach Europa schaut, sollten Investoren sehr genau hinsehen. Es ist nicht mehr 2010 – und auch nicht mehr 2020. Es ist ein neues, raueres Jahrzehnt. Und die großen Namen positionieren sich längst neu.

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