19. September, 2024

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Warum Arbeit im Alter glücklich macht – und was Rentner davon haben

Immer mehr Rentner arbeiten weiter, obwohl sie längst im Ruhestand sein könnten. Was steckt dahinter? Geld ist nur ein Teil der Antwort – Studien zeigen, dass es vor allem mit Zufriedenheit und einem klareren Kopf zu tun hat.

Warum Arbeit im Alter glücklich macht – und was Rentner davon haben
Forschungen des RWI-Leibniz-Instituts belegen: Wer nach dem Renteneintritt aktiv bleibt, verlangsamt den geistigen Abbau erheblich. Die kognitive Leistungsfähigkeit bleibt länger erhalten.

Manchmal ist „Ruhestand“ genau das, was das Wort sagt: Ruhe. Doch viele Rentner merken schnell, dass ihnen nach ein paar Monaten die Decke auf den Kopf fällt. Die Freizeit, die man so lange ersehnt hat, entpuppt sich für manche als langweilige Dauererholung – und die alte Routine fehlt plötzlich.

Die gute Nachricht: Wer sich im Alter entscheidet, weiterzuarbeiten, hat nicht nur mehr Geld auf dem Konto, sondern bleibt auch glücklicher und geistig fit. Das zeigen jetzt immer mehr Studien.

Weiterarbeiten – weil es einfach guttut

Die Forschung ist sich einig: Wer als Rentner weiterarbeitet, tut sich selbst etwas Gutes. Eine neue Studie der Universität Freiburg zeigt, dass erwerbstätige Senioren zufriedener sind als diejenigen, die die Füße hochlegen. Die Forscher haben Rentner befragt, die zwischen 2010 und 2020 in den Ruhestand gegangen sind.

Rentner, die weiterarbeiten, verlieren nur rund 10 Prozent ihres Einkommens, während es bei Nicht-Erwerbstätigen oft 20 Prozent sind. Der Zuverdienst sorgt für finanzielle Sicherheit im Alter.

Das Ergebnis? Diejenigen, die eine kleine Nebentätigkeit haben, sind glücklicher – und das über Jahre hinweg. Während sich die Lebenszufriedenheit bei den Nicht-Erwerbstätigen nach einem kurzen „Honeymoon“ schnell absenkt, erleben arbeitende Rentner keinen Einbruch. Warum? Weil sie weiter am Leben teilnehmen.

Und genau darum geht es. Im Ruhestand ist es leicht, sich zurückzuziehen. Plötzlich fehlen die Kontakte, der Sinn im Alltag, das Gefühl, noch gebraucht zu werden. Wer aber weiterarbeitet, bleibt in einem sozialen Umfeld und hat klare Strukturen im Leben. Es geht nicht darum, sich bis zum Umfallen zu schuften, sondern um das richtige Maß. Eine kleine Tätigkeit, die Spaß macht und einen Zweck erfüllt, kann das Lebensglück enorm steigern.


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Mehr Geld, weniger Sorgen

Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle. Der Renteneintritt bedeutet für viele einen spürbaren Einkommensrückgang. Rund 20 Prozent weniger haben Rentner im Schnitt zur Verfügung, sobald sie aufhören zu arbeiten.

as kann für einige ein Schock sein. Wer jedoch nebenher noch ein bisschen jobbt, kommt deutlich besser weg: Diese Gruppe verliert nur etwa zehn Prozent ihres bisherigen Einkommens. Das verschafft mehr finanzielle Freiheit und weniger Sorgen, ob man sich den gewohnten Lebensstil noch leisten kann.

Dabei geht es nicht nur um den Verdienst. Auch die sozialen Kontakte im Job tragen zur Lebensfreude bei. Der Plausch mit den Kollegen, das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, und die Struktur im Alltag halten die Laune oben. Ganz zu schweigen davon, dass Arbeit auch geistig fit hält.

Eine Studie der Universität Freiburg zeigt: Erwerbstätige Rentner sind deutlich zufriedener als Nicht-Erwerbstätige. Arbeiten fördert das Lebensglück und schützt vor dem sogenannten „Rentner-Loch“.

Arbeiten als Fitnessprogramm für den Kopf

Das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat eine spannende Erkenntnis: Wer nach dem Renteneintritt weiterarbeitet, bleibt geistig länger fit. Klingt simpel, hat aber große Auswirkungen.

Rentner, die abrupt aus dem Berufsleben aussteigen, verlieren ihre geistige Schärfe schneller als diejenigen, die länger im Job bleiben. Studien belegen: Der normale kognitive Abbau verdoppelt sich bei Rentnern, die sich komplett zurückziehen. Das heißt, wer weiterarbeitet, hält nicht nur die Muskeln in Bewegung, sondern auch das Gehirn.

Dieser Effekt lässt sich leicht erklären. Arbeit bedeutet, dass man Probleme löst, mit Menschen kommuniziert und sich neuen Herausforderungen stellt. Das hält den Kopf wach und schützt vor dem sogenannten kognitiven Verfall. Und es ist kein Zufall, dass besonders gut ausgebildete Menschen auch im Alter länger im Beruf bleiben – sie wissen, dass Stillstand Rückschritt bedeutet.

Der Trend geht zum längeren Arbeiten

Wer denkt, dass es nur wenige sind, die nach der Rente weiterarbeiten, irrt. Tatsächlich entscheiden sich immer mehr Menschen in Deutschland freiwillig dafür, auch im Rentenalter beruflich aktiv zu bleiben.

2022 waren es fast 20 Prozent der 65- bis 69-Jährigen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. Und das hat nicht nur finanzielle Gründe. Viele wollen schlichtweg weiter etwas Sinnvolles tun.

Gerade Teilzeitjobs oder flexible Arbeitszeitmodelle sind bei Rentnern besonders beliebt. Hier können sie das Beste aus beiden Welten genießen: Ein bisschen arbeiten, weniger Verantwortung und mehr Zeit für Hobbys und Familie. Die Bundesregierung hat diesen Trend erkannt und plant, das Arbeiten im Alter noch attraktiver zu machen – unter anderem mit finanziellen Anreizen.