30. März, 2025

Unternehmen

Warum Analysten die DEUTZ-Aktie plötzlich feiern

Mit dem Rückenwind aus Verteidigungs- und Infrastrukturprogrammen gerät der Kölner Motorenbauer DEUTZ ins Visier der Analysten. Die Kursziele steigen – und mit ihnen die Hoffnung auf eine langfristige Neupositionierung.

Warum Analysten die DEUTZ-Aktie plötzlich feiern
DEUTZ erzielte 2023 mit rund 220.000 verkauften Motoren einen Absatzrekord – dennoch bleibt der Gewinn unter dem Vorkrisenniveau.

Rüstungsfantasie trifft Maschinenbau

Während sich die Bundesregierung auf neue Schuldenrekorde zubewegt, um Bundeswehr und Infrastruktur zu modernisieren, reagieren die Kapitalmärkte schneller als das Parlament.

Ein Unternehmen, das bislang eher unter dem Radar lief, avanciert plötzlich zum Favoriten der Analysten: DEUTZ, traditionsreicher Hersteller von Motoren für Baumaschinen, Agrartechnik und zunehmend auch für militärische Anwendungen.

Firmenchef Sebastian Schulte bringt es auf den Punkt: DEUTZ will das Defence-Geschäft „systematisch ausbauen“. Gemeint sind Motoren für Radpanzer, leichte Kettenfahrzeuge und andere taktische Plattformen.

Quelle: Eulerpool

Noch spielt das Militärsegment bei DEUTZ nur eine Nebenrolle. Doch das könnte sich bald ändern – nicht zuletzt wegen der milliardenschweren Programme aus Berlin und Brüssel.

Drei Kursziel-Anhebungen in vier Tagen

Der Optimismus der Analysten kommt nicht von ungefähr: Gleich drei renommierte Häuser haben ihre Kursziele für die DEUTZ-Aktie zuletzt deutlich angehoben.

Die Privatbank Hauck & Aufhäuser sieht nach dem Quartalsbericht ein Potenzial bis 11 Euro – angesichts eines aktuellen Kurses um die 7,50 Euro kein Pappenstiel. Auch die DZ Bank reagiert auf den starken Jahresabschluss und erhöht den fairen Wert von 5,80 auf 7,80 Euro.

Quelle: Eulerpool

Am deutlichsten fällt die Neubewertung bei Warburg Research aus: Analyst Stefan Augustin setzt das Kursziel auf 11,80 Euro – fast eine Verdopplung zum Stand von Anfang März.

Die Begründung: Überdurchschnittlicher Auftragseingang, ein besser als erwartetes Jahresergebnis und Fantasie durch staatliche Investitionsprogramme.

Ein Profiteur der Zeitenwende?

DEUTZ ist kein reiner Rüstungskonzern. Doch genau das macht den Reiz aus. Denn während klassische Defence-Aktien bereits stark gelaufen sind, sehen viele Investoren in DEUTZ noch Nachholpotenzial. Das Unternehmen liefert robuste Motoren für alles, was in Bewegung gesetzt werden muss – von der Traktorschaufel bis zum Minenräumer.

Quelle: Eulerpool

Vor allem das geplante Sondervermögen für Verteidigung sowie die aufgestockten Budgets in zahlreichen NATO-Staaten schaffen langfristige Nachfrage. Zusätzlich könnten EU-Mittel für Infrastrukturprojekte – vom Gleisausbau bis zum Wiederaufbau in der Ukraine – für eine Sonderkonjunktur bei Baumaschinen sorgen. Und jedes dieser Projekte braucht Antrieb – im wahrsten Sinne des Wortes.

Fundament solide, Fantasie gratis

Neben der politischen Großwetterlage überzeugt DEUTZ auch operativ. Der Motorenbauer hat im vierten Quartal einen starken Auftragseingang verzeichnet und seine Prognosen für 2025 nach oben angepasst.

Die Marge zieht an, der Cashflow stabilisiert sich – und das Management zeigt sich ambitioniert, aber realistisch.

Zudem erscheint die Bewertung im Branchenvergleich attraktiv. Während viele Zulieferer im Maschinenbau mit zweistelligen KGVs gehandelt werden, notiert DEUTZ trotz Kursanstieg weiter unter dem Niveau vieler Wettbewerber.

Die Aktie ist kein Schnäppchen mehr, aber auch noch keine Übertreibung – zumal ein wachsender Anteil des Geschäfts künftig aus strategisch besonders gefragten Bereichen stammen könnte.

Risiken bleiben – wie immer bei Fantasie

Natürlich ist die neue Aufbruchsstimmung nicht ohne Unsicherheiten. Der geplante Verteidigungsetat ist politisch umkämpft, Ausschreibungen können sich verzögern, und der Wettbewerb schläft nicht. Auch bei den Infrastrukturinvestitionen sind Zeitplan und Volumen oft optimistisch kalkuliert.

Zudem bleibt der internationale Wettbewerb im Motorenbau intensiv. Elektrifizierung, Wasserstoff, Effizienzanforderungen – DEUTZ muss in mehreren Disziplinen gleichzeitig liefern, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch genau diese Breite im Portfolio wird aktuell als Stärke gesehen: Wer flexibel bleibt, kann sich auch in dynamischen Märkten behaupten.

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