Warren Buffett, der legendäre Investor und CEO von Berkshire Hathaway, lässt sich bekanntermaßen nicht von der Meinung der Wall Street beeinflussen. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Verzicht seines Unternehmens auf vierteljährliche Analysten-Telefonkonferenzen, ein Standard für viele Großkonzerne.
Dennoch könnte die Finanzwelt gut daran tun, Buffetts ausgeprägtes Gespür für Marktbewegungen nicht zu ignorieren. Der 'Orakel von Omaha' scheint derzeit an seine frühere Warnung vor einer Art Epidemie zu erinnern: die 'hoch ansteckenden Krankheiten' von Angst und Gier. Diese beschrieb er bereits 1986 als unberechenbar in ihrem Timing und ihrer Intensität.
Buffetts berühmtes Motto 'ängstlich zu sein, wenn andere gierig sind, und gierig zu sein, wenn andere ängstlich sind', ist zu einem Eckpfeiler seiner konträren Anlagestrategie geworden. Als er diese Worte 1987 niederschrieb, erlebte der Aktienmarkt einen Höhenflug, begleitet von einem Klima der Euphorie. Doch Buffett warnte davor, dass Aktien nicht auf Dauer besser als die zugrunde liegenden Unternehmen abschneiden könnten – eine Aussage, die sich nur wenige Monate später mit einem 33-prozentigen Einbruch des S&P 500 bewahrheitete.
Gegenwärtig deutet Buffetts Verhalten möglicherweise auf eine ähnliche Vorsicht hin. Seit acht Quartalen in Folge hat er mehr Aktien verkauft als gekauft. Zudem ist Berkshires Bargeldbestand auf historisch hohe 325 Milliarden US-Dollar gestiegen, und im dritten Quartal wurden keine Aktienrückkäufe für Berkshire genehmigt. Wenn Buffett keinen Appetit auf den Erwerb von Berkshire-Anteilen hat, könnte dies ein stummer Hinweis auf seine Skepsis gegenüber dem aktuellen Markt sein.