Warren Buffett, das Orakel von Omaha, sendet seit zwei Jahren eine deutliche Botschaft an Wall Street, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Der legendäre Investor zeigt sich vorsichtiger denn je und die beeindruckende Bargeldreserve von 325 Milliarden Dollar bei Berkshire Hathaway ist ein sichtbares Ergebnis dieser Strategie.
Obwohl Anleger Buffets Entscheidungen seit jeher emulieren, sorgen seine jüngsten Aktionen für Stirnrunzeln. Seine Vorsicht überrascht, zumal er für seinen unerschütterlichen Optimismus gegenüber der US-Wirtschaft bekannt ist.
In den vergangenen acht Quartalen hat sich Berkshire Hathaway als Nettoverkäufer von Aktien hervorgetan und durch den Verkauf massiver Aktienpakete, darunter langjährige Favoriten wie Apple und Bank of America, 166 Milliarden Dollar eingenommen.
Die Dimension dieser Verkäufe ist bemerkenswert, denn es ist das erste Mal seit 2018, dass Buffett kein einziges seiner Berkshire-Aktien zurückgekauft hat – ein Schritt, der in der Finanzwelt nicht unbeachtet blieb. Diese Haltung legt nahe, dass Buffett den Markt als überbewertet ansieht.
Viel von diesem Kapital wird nicht in den Aktienmarkt reinvestiert, sondern in kurzfristige US-Staatsanleihen angelegt. Dank hoher Renditen haben diese risikoarmen Investitionen Berkshire annähernd 10 Milliarden Dollar eingebracht.
Eine interessante Entwicklung: Ein von Adobe unterstütztes KI-Marketing-Startup hat sich von einer 5- auf eine 85-Millionen-Dollar-Bewertung gesteigert und bietet eine limitierte Investitionsmöglichkeit an, bevor die Aktien an der Börse gehandelt werden.
Cathy Seifert, Analystin bei CFRA, hob hervor, dass Buffetts Reduzierung der Apple-Beteiligung angesichts der enormen Größe desselben im Berkshire-Portfolio ein kluger Schachzug sei. Doch die Verlagerung hin zu Staatsanleihen statt Aktien zeigt, dass Buffett derzeit wenig verlockende Angebote an der Wall Street sieht – eine Haltung, die seinem berüchtigten "buy low"-Prinzip folgt.
Allerdings könnten einige Analysten Buffetts Vorsicht als verpasste Chance betrachten. Sollten die Renditen fallen, weil die Federal Reserve die Zinssätze senkt, würden Aktien wieder attraktiver. In einem solchen Szenario könnte Berkshires hohe Bargeldposition zu entgangenem Gewinn führen, sollte sich der Markt erholen.