Die Bürger in Deutschland müssen sich im kommenden Jahr auf mögliche Warnstreiks im öffentlichen Dienst der Kommunen einstellen. Die Tarifverhandlungen für Beschäftigte in Bereichen wie Müllabfuhr, Nahverkehr und Kindertagesstätten beginnen am 24. Januar. Verdi-Vorsitzender Frank Werneke deutete im dpa-Videointerview an, dass Warnstreiks im Rahmen des Tarifpokers nicht auszuschließen seien. Die dritte Verhandlungsrunde wird zwischen dem 14. und 16. März stattfinden, wobei Warnstreiks nach der zweiten Verhandlungsrunde bei den alle zwei Jahre stattfindenden Tarifverhandlungen üblich sind.
Werneke kritisierte die Arbeitgeber von Bund und Kommunen für deren "komplett unverständliches" Verhalten. Er fordert frühzeitige Angebote, um bessere Verhandlungsgrundlagen zu schaffen, besonders in Zeiten von Verunsicherung und Fachkräftemangel bei den Kommunen. Die finanziell angespannten Haushalte der Kommunen und die unzureichende Finanzierung durch Länder und den Bund belasten die Verhandlungen zusätzlich.
Insgesamt betreffen die Tarifverhandlungen rund 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst, mit potenziellen Auswirkungen auf noch mehr Menschen im Falle von Streiks. Verdi und der Beamtenbund dbb fordern acht Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 350 Euro pro Monat. Die Arbeitgeberseite hat demgegenüber deutlich weniger geboten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die Forderungen als sehr hoch, während dbb-Chef Ulrich Silberbach auf lange Verhandlungsnächte hinwies. Die Gewerkschaften argumentieren, dass höhere Einkommen zur Stabilisierung der Binnennachfrage beitragen können.
Von den anstehenden Verhandlungen sind zahlreiche Berufsgruppen betroffen, darunter Erzieherinnen, Busfahrer und Feuerwehrleute. Der aktuelle Tarifvertrag läuft zum Jahresende aus. In der Vergangenheit hat Verdi während der Verhandlungen regelmäßig durch Warnstreiks den Betrieb von Stadtverwaltungen, öffentlichen Bädern und anderen Einrichtungen lahmgelegt.