04. Dezember, 2024

Unternehmen

Warnstreiks bei Volkswagen: IG Metall stellt die Weichen auf Konfrontation

Mit Ende der Friedenspflicht drohen bei VW flächendeckende Arbeitsniederlegungen. Die IG Metall fordert Perspektiven statt Kürzungen – und der Konzern bereitet sich auf mögliche Störungen vor.

Warnstreiks bei Volkswagen: IG Metall stellt die Weichen auf Konfrontation
Die von der IG Metall vorgeschlagene Lösung, geplante Tariferhöhungen in einen Zukunftsfonds zu stecken, wurde von VW mit Verweis auf fehlende Entlastung abgelehnt.

Die Ruhe bei Volkswagen ist vorbei. Punkt Mitternacht endete die Friedenspflicht, und die IG Metall markierte diesen Moment mit symbolischem Glockenschlagen in Wolfsburg und rotem Bengalfeuer in Zwickau. Der Auftakt eines Arbeitskampfes, der den größten Autobauer Europas vor massive Herausforderungen stellen könnte.

„In allen Werken wird die Produktion temporär auf Eis liegen“, kündigte Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall, an.

Bereits ab diesem Montag sind erste Warnstreiks geplant – eine klare Botschaft an die Unternehmensführung, die bisher auf Sparmaßnahmen setzt.

Die Konfliktlinien: Lohnkürzungen und Werksschließungen

Im Zentrum des Tarifstreits stehen rund 120.000 Beschäftigte in den VW-Werken, die unter einen eigenen Haustarifvertrag fallen. Während die IG Metall eine Tariferhöhung fordert, lehnt Volkswagen nicht nur jegliche Gehaltserhöhung ab, sondern verlangt sogar eine Lohnkürzung von 10 Prozent.

Zusätzlich stehen Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen im Raum – für die Belegschaft ein inakzeptables Szenario.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo machte den Unmut der Mitarbeitenden deutlich: „Der Frust in der Belegschaft ist groß. Warnstreiks bieten ein Ventil, um Dampf abzulassen.“ Auch Uwe Kunstmann, Betriebsratschef in Zwickau, fand klare Worte: „Der Worte sind genug gewechselt. Jetzt folgen Taten.“

Mit symbolischen Aktionen in Wolfsburg und Zwickau demonstriert die IG Metall ihre Entschlossenheit, gegen Lohnkürzungen und Stellenabbau bei Volkswagen vorzugehen.

Die Strategie der IG Metall

Mit Warnstreiks an allen großen Standorten will die IG Metall den Druck auf den Vorstand erhöhen. In Wolfsburg, Zwickau und anderen Werken sind koordinierte Aktionen geplant.

Ziel ist es, den Betrieb so weit zu stören, dass Volkswagen Zugeständnisse macht. Die Gewerkschaft kritisiert, dass der Konzern die Vorschläge für einen Zukunftsfonds abgelehnt hat, mit dem Tariferhöhungen gestundet und gleichzeitig Standorte gesichert werden könnten.

„Anstatt auf Perspektiven zu setzen, gießt der Vorstand Öl ins Feuer“, kommentierte Gröger die Abfuhr der Unternehmensleitung.

Volkswagen bereitet sich vor

Der Konzern reagiert mit Notfallplänen, um die Auswirkungen der Arbeitsniederlegungen abzumildern. „Wir wollen die Auswirkungen auf Kunden, Partner und unsere Industrieanlagen so gering wie möglich halten“, erklärte ein Sprecher. Dennoch dürfte klar sein: Ein umfassender Arbeitskampf wird auch Volkswagen empfindlich treffen.

Quelle: Eulerpool

Ein Blick zurück: Arbeitskämpfe bei VW

Flächendeckende Warnstreiks hat es bei Volkswagen zuletzt 2018 gegeben. Damals legten über 50.000 Beschäftigte in den westdeutschen Werken die Arbeit nieder. In den sächsischen Werken wie Zwickau, Chemnitz und Dresden, die erst seit 2021 stufenweise an den Haustarif angepasst werden, ist die Streikbereitschaft ebenfalls hoch.

Die nächsten Schritte

Am 9. Dezember geht es in die nächste Verhandlungsrunde. Doch bis dahin könnten die Fronten weiter verhärten. Mit der angekündigten Teilnahme von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg rückt der Konflikt auch politisch in den Fokus.