Verdi macht ernst: Nach zähen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Warnstreiks angekündigt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Für rund 170.000 Tarifbeschäftigte, Auszubildende und dual Studierende fordert Verdi eine lineare Gehaltserhöhung von sieben Prozent sowie mehr Urlaubstage.
„Die hohen Lebenshaltungskosten lassen den Beschäftigten kaum Luft zum Atmen – deutliche Lohnsteigerungen sind unerlässlich“, erklärte Andrea Kocsis, stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin, am Donnerstag.
Doch während Verdi auf Konfrontation setzt, bleibt die Aktie der Deutschen Post überraschend stabil. Nachbörslich legte sie leicht zu und notierte bei 35,78 Euro.
Harte Fronten in den Verhandlungen
Die Tarifgespräche zwischen der Deutschen Post und Verdi gestalten sich schwierig. „Es gab kaum Bewegung und keine greifbaren Ergebnisse“, fasste Kocsis den Stand nach der zweiten Verhandlungsrunde zusammen.
Die Arbeitgeberseite bezeichnete die Forderungen der Gewerkschaft als nicht finanzierbar – ein Argument, das Verdi nicht gelten lässt.
Neben der Gehaltserhöhung fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche Urlaubstage für alle Beschäftigten sowie einen weiteren Urlaubstag exklusiv für Verdi-Mitglieder. Zusätzlich drängt Verdi auf Entlastungen durch mehr Freizeit, um die Arbeitsbedingungen angesichts steigender Anforderungen zu verbessern.
Börse zeigt sich unbeeindruckt
Trotz der drohenden Warnstreiks und der anhaltenden Spannungen blieb die DHL-Aktie von den Entwicklungen weitgehend unberührt. Anleger scheinen darauf zu vertrauen, dass sich der Konflikt ohne größere wirtschaftliche Folgen für den Konzern lösen lässt.
Die relative Gelassenheit am Aktienmarkt könnte darauf hindeuten, dass Streiks – selbst wenn sie kurzfristig Lieferketten stören – kaum langfristige Auswirkungen auf das Geschäft der Deutschen Post haben. Dennoch bleibt unklar, ob die Arbeitgeberseite auf die Forderungen von Verdi eingehen wird oder eine Eskalation des Konflikts riskiert.
Hohe Lebenshaltungskosten treiben den Druck
Die Forderungen von Verdi basieren auf der angespannten finanziellen Lage vieler Beschäftigter. Angesichts der anhaltend hohen Inflation sehen sich viele Arbeitnehmer gezwungen, jeden Euro zweimal umzudrehen. Die Gewerkschaft argumentiert, dass die Deutsche Post angesichts ihrer starken Marktposition und guten Geschäftsergebnisse in der Lage sei, ihren Beschäftigten eine deutliche Lohnerhöhung zu gewähren.
„Unsere Forderungen sind keine Luftschlösser“, betonte Kocsis. „Sie sind notwendig, um den Beschäftigten eine faire Beteiligung am Unternehmenserfolg zu ermöglichen.“