Die Transformation zu klimaneutraler Industriewärme gewinnt an Fahrt. Innovative Wärmespeicher bieten eine Lösung, die nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch finanzielle Vorteile birgt.
In Turnhout, Belgien, setzt der Verpackungshersteller Avery Dennison ein wegweisendes Projekt um: Rund zweitausend Parabolspiegel bündeln Sonnenstrahlen, erzeugen Wärme und machen so die Produktion klimaneutral. Die dabei entstehende überschüssige Hitze wird in betongefüllten Stahlrohren gespeichert und nachts abgegeben.
Das Ergebnis: eine CO2-Einsparung von zehn Prozent. In einer Zeit, in der zwei Drittel der Industriewärme noch aus fossilen Brennstoffen stammen, zeigt dieses Vorzeigeprojekt den Weg zur nachhaltigen Industrie.
Wärmespeicher als Lösung für die Herausforderungen der Industrie
Die Herausforderung für Industrieunternehmen besteht darin, die benötigte Wärme klimaneutral zu erzeugen. Traditionell greifen sie dabei oft auf fossile Brennstoffe zurück, die nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch mit steigenden Kosten durch den Emissionshandel der Europäischen Union verbunden sind.
Andreas Löschel, Umweltökonom, betont: „Ein großer Druck lastet auf den Unternehmen.“
Start-ups als Wegbereiter für grüne Wärme
In dieser Situation haben Start-ups eine Marktlücke entdeckt und bieten innovative Wärmespeicher an, vergleichbar mit denen, die bei Avery Dennison eingesetzt werden. Diese Technologien sollen grüne Wärme zu jeder Zeit verfügbar machen und so Unternehmen bei ihrer Transformation unterstützen.
Der Schlüssel: Wie funktioniert ein Wärmespeicher?
Ein Wärmespeicher fungiert als riesiger Block, der Wärme aufnehmen und über einen längeren Zeitraum speichern kann. Ein Beispiel hierfür sind die Speicher von Energynest in Turnhout. Diese bestehen aus Stahlrohren, gefüllt mit einer Betonmischung und einer geheimen, effizienten Substanz. Eine Wärmeträgerflüssigkeit zirkuliert durch die Rohre, transportiert die Hitze in die Betonmischung und gibt sie bei Bedarf an industrielle Prozesse weiter.
Vielfalt der Wärmespeichertechniken
Es gibt verschiedene Techniken zur Wärmespeicherung. Einige Start-ups nutzen Granulat, um Wärme aufzunehmen und später wieder abzugeben, während andere Flüssigsalz erhitzen. Die Vielfalt ermöglicht es, unterschiedliche Temperaturen bereitzustellen, was den Bedürfnissen der Industrie entspricht.
Welche Unternehmen bieten Wärmespeicher an?
Mehrere Unternehmen haben sich auf die Entwicklung von Wärmespeichern spezialisiert.
Kraftblock, ein deutsches Unternehmen, sammelte im Sommer 2023 rund 20 Millionen Euro von Investoren ein, darunter die Risikokapital-Organisation von Shell. Auch das US-Start-up Rondo, unterstützt von Bill Gates und weiteren Investoren, ist auf dem aufstrebenden Markt präsent.
Wirtschaftliche Überlegungen: Wann lohnen sich Wärmespeicher?
Die Entscheidung für einen Wärmespeicher hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Preisentwicklungen von CO2 und Gas. Andreas Löschel betont, dass ökonomische Erwägungen eine Schlüsselrolle spielen. Eine Anlage von Energynest, beispielsweise, amortisiert sich ab einem Gaspreis von 40 Euro pro Megawattstunde und einer CO2-Abgabe von 20 bis 30 Euro pro Megawattstunde.
Der Weg zu nachhaltiger Industriewärme
Insgesamt zeigen diese Innovationen, dass die Wärmewende in der Industrie nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich Sinn macht. Grüne Wärme durch Wärmespeicher ermöglicht eine nachhaltige Produktion und trägt dazu bei, die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.
Industrieunternehmen stehen vor der Herausforderung, umweltfreundliche Investitionen zu tätigen, und Wärmespeicher könnten einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, den Wandel zu bewältigen.