22. November, 2024

Environment

Waldbrände außer Kontrolle?Europas Kampf gegen das Löschflugzeug-Problem

Jahr für Jahr wüten Brände in Europas Wäldern. Doch die dringend benötigten Löschflugzeuge sind veraltet oder defekt. Neue Maschinen kommen frühestens 2027 – warum dauert das so lange?

Waldbrände außer Kontrolle?Europas Kampf gegen das Löschflugzeug-Problem
Europas wichtigste Löschflugzeuge, die CL-415, sind teilweise über 25 Jahre alt und häufig reparaturbedürftig. Dennoch müssen sie weiterhin Sommer für Sommer gegen wachsende Waldbrände kämpfen.

Es ist ein Bild, das sich jedes Jahr wiederholt: Wälder in Flammen, Feuerwehrleute am Limit – und Europas wichtigste Waffe, die Löschflugzeuge, bleiben am Boden. So auch im September in Portugal, als über 600 Quadratkilometer Land in Flammen standen.

Acht Löschflugzeuge vom Typ CL-415, auch „Superschöpfer“ genannt, waren im Dauereinsatz und halfen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch was tun, wenn diese Maschinen ausfallen?

Viele der 28 Löschflugzeuge, die die EU über verschiedene Mitgliedstaaten verteilt, sind älter als 25 Jahre und in schlechtem Zustand. In Frankreich beispielsweise stehen manchmal sechs von zwölf Maschinen aufgrund von Defekten in den Hangars. Die Elektronik versagt, die Motoren streiken, der Rumpf rostet. Portugal musste sich sogar Löschflugzeuge aus Marokko leihen, weil die eigenen nicht mehr einsatzfähig waren.

Veraltete Flotte, wachsende Brände

Jedes Jahr zerstören Waldbrände ganze Landstriche und Dörfer, doch die europäische Flotte an Löschflugzeugen kann mit den wachsenden Herausforderungen kaum noch Schritt halten.

Die Brände in Europa nehmen zu, doch die verfügbare Flotte an Löschflugzeugen kann mit dem steigenden Bedarf nicht Schritt halten. 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Der Klimawandel sorgt für immer heißere und trockenere Sommer – die Zahl der Brände steigt. Die CL-415, die das Rückgrat der Brandbekämpfung aus der Luft bilden, sind überlastet und reparaturanfällig. Doch der Ersatz lässt auf sich warten.

Canadair CL-415 – Wikipedia

Im besten Fall liefert der kanadische Hersteller De Havilland, der weltweit als einziger Produzent amphibischer Löschflugzeuge gilt, frühestens Ende 2027 neue Modelle. Die DHC-515, der Nachfolger der CL-415, wird von der EU und einigen Mitgliedstaaten sehnlichst erwartet. Doch die Produktion dieser Flugzeuge ruhte seit 2015 – und De Havilland muss die Fertigung erst wieder hochfahren.

Warum so lange?

Der Grund für die lange Wartezeit: Jahrelang bestellten viele Länder keine neuen Löschflugzeuge. Stattdessen setzten sie auf günstigere Alternativen wie umgebaute Militärmaschinen. Doch diese müssen auf Flugplätzen betankt werden und sind im Einsatz weniger effizient.

Die CL-415 hingegen kann direkt Wasser aus Seen, Flüssen und dem Meer schöpfen – ein entscheidender Vorteil, wenn es um Sekunden geht. Doch nun, da die Nachfrage wieder gestiegen ist, kann De Havilland nicht so schnell liefern, wie Europa es bräuchte.

„Bis der Ersatz da ist“, so ein EU-Beamter, „stellen wir mehr Mittel für die Wartung der bestehenden Flotte bereit.“

Doch diese Maßnahme ist bestenfalls ein Notpflaster für die wachsende Krise. Die alten Flugzeuge werden immer wartungsintensiver und seltener verfügbar.

Ein Wettrennen mit der Zeit

Die Natur kennt jedoch keine Pausen. 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, und Experten gehen davon aus, dass auch die kommenden Sommer nicht kühler werden. In Europa brannte eine Fläche doppelt so groß wie Luxemburg. In Kanada stand sogar die Arktis in Flammen. Weltweit wächst die Nachfrage nach Löschflugzeugen, doch die Lieferzeiten werden immer länger.

De Havilland ist weltweit der einzige Produzent von amphibischen Löschflugzeugen. Diese Monopolstellung verlangsamt die dringend benötigte Erneuerung der Flotte in Europa.

Europa setzt darauf, dass De Havilland die DHC-515 rechtzeitig liefert. Doch die Zeit drängt. „Der weit entfernte Liefertermin ist besorgniserregend“, heißt es in einem Bericht des französischen Parlaments. Frankreich hatte angekündigt, die zwölf eigenen CL-415 zu ersetzen, doch bisher sind lediglich zwei neue Flugzeuge in Sicht.

Die Zukunft der Brandbekämpfung

Es gibt Hoffnung, aber sie liegt in der Zukunft. Mehrere Start-ups in der EU arbeiten an neuen Löschflugzeugen, die noch leistungsfähiger sein sollen. Die Fregate-F100 aus Frankreich oder die Seagle aus Belgien könnten bis zu zwölf Tonnen Wasser aufnehmen – fast doppelt so viel wie die CL-415. Doch diese Maschinen werden frühestens 2030 flugbereit sein.

Bis dahin bleibt Europa auf die Superschöpfer angewiesen, und deren Ausfälle könnten weitere Sommer zu einem gefährlichen Drahtseilakt machen. Was die europäische Brandbekämpfung jetzt braucht, ist ein schnelleres Reagieren auf die immer größer werdende Bedrohung.

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