Inmitten der anhaltenden wirtschaftlichen Stärke der USA und den inflationsfördernden Maßnahmen des gewählten Präsidenten Donald Trump könnte die Federal Reserve bereits 2025 erneut zu Zinserhöhungen gezwungen sein. Torsten Sløk, Chefökonom bei Apollo Global Management, weist auf diese Möglichkeit einer zukünftigen Straffung der Geldpolitik hin, trotz der zuletzt gestiegenen Erwartungen für weniger Zinssenkungen im kommenden Jahr.
Sløk schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Jahr 2025 auf 40 Prozent. Denn die kräftige Wirtschaft, unterstützt durch mögliche Steuersenkungen, höhere Zölle und verschärfte Einwanderungskontrollen, erhöht das Risiko einer geldpolitischen Reaktion der Fed. Aktuelle Wirtschaftsdaten stützen diese Annahme: So hat das Handelsministerium das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal auf 3,1 Prozent nach oben korrigiert, was auf eine anhaltend robuste Konjunktur hinweist.
Derweil sieht auch die Prognose der Atlanta Fed für das vierte Quartal ein Wachstum von 3,1 Prozent vor, deutlich über den langfristigen Erwartungen der Congressional Budget Office von 2 Prozent. Die inflationsfördernden Kampagnenversprechen Trumps könnten den Spielraum der Fed weiter einschränken, nachdem sie die Zinsen in diesem Jahr bereits um 100 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 Prozent gesenkt hat. Die Verantwortlichen der Fed scheinen diese Faktoren in ihren Vorhersagen berücksichtigt zu haben, indem sie die Inflationsprognosen deutlich nach oben angepasst haben, während Wachstums- und Arbeitslosenschätzungen unverändert blieben.
Auch andere Experten an der Wall Street rechnen mit einem aggressiveren Kurs der Fed im nächsten Jahr. Marktstratege Ed Yardeni bemerkte, dass die Wahrscheinlichkeit für nur eine oder gar keine Zinssenkung gestiegen ist, insbesondere da Unsicherheiten über den so genannten neutralen Zinssatz bestehen bleiben. Dieser ist das Niveau, das weder Wachstum beschleunigt noch verzögert. Analysten prüfen derzeit, ob die Wirtschaft eine straffere Geldpolitik verkraften kann.