23. Oktober, 2024

Politik

Wahrsagemärkte als irrationale Grundlage politischer Prognosen

Wahrsagemärkte als irrationale Grundlage politischer Prognosen

In der sonst manchmal tristen Welt politischer Berichterstattung hat sich eine bemerkenswerte Erkenntnis durchgesetzt: Vorhersagemärkte, wie sie beispielsweise von Plattformen wie Polymarket, Kalshi, PredictIt und Interactive Brokers betrieben werden, sollten nicht als seriöse Indikatoren für den Ausgang der Präsidentschaftswahlen betrachtet werden. Trotz ihres vermeintlich prophetischen Namens offenbaren sie bei näherer Betrachtung mehr Unsicherheiten, als ihnen lieb sein dürfte.

Die Sehnsucht nach klaren Vorhersagen lockt viele Experten an, die jedoch oft erkennen müssen, dass diese Märkte überaus geringe Handelsvolumina und Liquidität aufweisen. Das bedeutet, wirklich nur wenige Teilnehmer setzen tatsächlich Geld auf diese Plattformen. In einigen Schlüsselmärkten fehlt es gar an Verkäufern, um Angebote überhaupt wahrnehmen zu können. So verwundert es kaum, dass bereits kleine Wetten beträchtliche Preissprünge auslösen können, was den vermeintlichen Marktpreis als reines Phantasieprodukt enttarnt.

Nicht weniger problematisch sind die ungelösten Fragen der Integrität dieser Märkte. Die größte Plattform, Polymarket, steht nur Ausländern zur Verfügung, was Manipulationen Tür und Tor öffnet. Beispielsweise schaffte es kürzlich ein mutmaßlich ausländisches Großunternehmen, die Marktchancen eines Kandidaten durch beeindruckende Einzelwetten zu beeinflussen. Auch die enge Verbindung der Plattformbetreiber zu bestimmten Politikern wirft Fragen auf und schürt Zweifel an der Neutralität dieser Märkte.

Die rechtlichen Grauzonen untergraben weiterhin die Glaubwürdigkeit dieser Plattformen. Viele operieren in einem unklaren gesetzlichen Umfeld, was US-Bürger daran hindert, legal daran teilzunehmen. Diese rechtlichen Unsicherheiten tragen dazu bei, dass gegenüber solchen Plattformen Misstrauen herrscht, welches manch ein Investor nicht ignorieren möchte.

Schließlich ist auch die historische Trefferquote dieser Märkte alles andere als berauschend. Während politische Umfragen trotz aller Kritik hin und wieder richtig lagen, erwiesen sich Vorhersagemärkte in den letzten drei Präsidentschaftswahlen als unzuverlässig und lagen oft dramatisch daneben. Zum Beispiel zeichnete in 2012 der führende Markt InTrade ein falsches Bild, indem er Mitt Romney als knappen Sieger sah.

Vorhersagemärkte entziehen sich der harten Prüfung, obwohl sie in Medienberichten immer wieder als verlässliche Informationsquellen dargestellt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Diese Plattformen sind alles andere als zuverlässig und sollten daher mit Vorsicht genossen werden.