Die Bundestagswahl naht – und mit ihr die altbekannte Debatte über Steuerentlastungen und -erhöhungen. Während einige Parteien großzügige Entlastungen für breite Bevölkerungsschichten versprechen, wollen andere Spitzenverdiener stärker zur Kasse bitten.
Doch was bedeuten die Pläne tatsächlich für Singles, Familien und Unternehmen? Eine Analyse zeigt: Die Unterschiede sind gewaltig.
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Nach 20 Jahren Stillstand: Wird die Steuerlast endlich neu verteilt?
Seit zwei Jahrzehnten hat sich an der Struktur der Einkommensteuer in Deutschland kaum etwas geändert. Der Spitzensteuersatz liegt noch immer bei 42 Prozent, seit 2005 ist keine größere Reform mehr erfolgt.
Nun versprechen nahezu alle Parteien eine Anpassung – doch ihre Ansätze könnten unterschiedlicher nicht sein. Während FDP, Union und AfD teils massive Steuererleichterungen für alle Einkommen fordern, setzen SPD, Grüne und Linke auf Umverteilung.
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Eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass einige Haushalte mit mehr als 8000 Euro Nettoentlastung pro Jahr rechnen können – andere hingegen müssen mit einer höheren Steuerlast von bis zu 5000 Euro kalkulieren.
Wer profitiert, wer zahlt? Ein Blick auf die Einkommen
- Singles mit 130.000 Euro Jahreseinkommen
- FDP-Modell: 8215 Euro weniger Steuerlast
- Union: 4059 Euro Entlastung
- Grüne: 758 Euro Entlastung
- SPD: 791 Euro höhere Steuerlast
- Linke: 5326 Euro höhere Steuerlast
Während die FDP und die Union Spitzenverdiener entlasten wollen, planen SPD und Linke eine stärkere Besteuerung höherer Einkommen. Die Grünen halten sich mit moderaten Entlastungen eher zurück.
- Singles mit 50.000 Euro Jahreseinkommen
- FDP: 2211 Euro weniger Steuer
- Linke: 1902 Euro weniger Steuer
- Union: 1218 Euro weniger Steuer
- Grüne: 401 Euro weniger Steuer
- SPD: Nur 173 Euro Entlastung
Hier fällt auf: Auch die Linkspartei plant für mittlere Einkommen spürbare Entlastungen – allerdings durch einen höheren Grundfreibetrag und steigendes Kindergeld. Die SPD fällt mit einer Entlastung von nur 173 Euro deutlich ab.
- Familien mit 60.000 Euro Jahreseinkommen
- Linke: 5346 Euro Entlastung
- BSW: 2198 Euro Entlastung
- FDP/AfD: Jeweils rund 2080 Euro Entlastung
- Union: 1218 Euro weniger Steuer
- Grüne: 1084 Euro weniger Steuer
- SPD: 340 Euro weniger Steuer
Hier zeigt sich: Familien stehen besonders bei linken und liberalen Steuerplänen im Fokus. Während SPD und Grüne hier eher zurückhaltend entlasten, setzen FDP, AfD und BSW auf höhere Nettoeffekte.
- Alleinerziehende mit 50.000 Euro Einkommen
- Linke: 3017 Euro Entlastung
- FDP: 1861 Euro weniger Steuer
- Union: 937 Euro weniger Steuer
- Grüne: 662 Euro weniger Steuer
- SPD: Nur 197 Euro weniger Steuer
Gerade für Alleinerziehende versprechen FDP und Linke die größten Vorteile. Die SPD plant nur minimale Entlastungen.
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Wie finanziert sich das? Die Haushaltslöcher der Steuerpläne
Die großen Versprechen haben natürlich ihren Preis. Die IW-Analyse zeigt, welche Lücke die Steuerreformen in den Staatshaushalt reißen würden:
- SPD: 6 Milliarden Euro Steuerverluste
- Grüne: 13 Milliarden Euro
- Linke: 37 Milliarden Euro
- Union: 46 Milliarden Euro
- BSW: 73 Milliarden Euro
- AfD: 95 Milliarden Euro
- FDP: 97 Milliarden Euro
Besonders FDP, AfD und BSW versprechen hohe Steuererleichterungen – die jedoch eine massive Finanzierungslücke hinterlassen würden. Ob diese Konzepte in der Realität umgesetzt werden können, bleibt fraglich.
Große Versprechen, ungewisse Umsetzung
Steuererleichterungen klingen im Wahlkampf immer gut – doch ob sie tatsächlich Realität werden, steht auf einem anderen Blatt. Bereits in der aktuellen Legislaturperiode konnten SPD, Grüne und FDP kaum eine Reform durchsetzen. Sollte eine neue Koalition erneut an den Haushaltsrealitäten scheitern, könnten die jetzigen Wahlversprechen genauso schnell verpuffen wie in den letzten 20 Jahren.
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