In Litauen, einem renommierten Mitglied der EU und der NATO, zeichnet sich ein bemerkenswerter politischer Wandel ab. Vorläufige Ergebnisse der Parlamentswahlen deuten darauf hin, dass die Sozialdemokraten die konservative Vaterlandsunion von Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte überholt haben. Die Sozialdemokraten, eine bedeutende oppositionelle Kraft, erlangten 19,4 Prozent der Stimmen, während die konservative Partnerpartei, die mit zwei liberalen Parteien regiert, auf 18 Prozent fiel. Überraschenderweise erzielte die neue populistische Partei Morgenröte von Nemunas 15 Prozent der Stimmen und sicherte sich damit einen beachtlichen Platz auf dem politischen Spielfeld.
Während die Sozialdemokraten mit ihrem Ergebnis als Umfragefavorit glänzen, planen sie eine Mitte-Links-Koalition in dem an die russische Kaliningrad-Region und den belarussischen Grenzstaat angrenzenden Land. Die Partei Für Litauen und der Bund der Bauern und Grünen gelten als mögliche Koalitionspartner.
Vilija Blinkeviciute, Vorsitzende der Sozialdemokraten, äußerte ihre Hoffnungen, bis zur Bestätigung der zweiten Wahlrunde genug Sitze für eine Dreierkoalition zu erhalten. Diese wichtige Entscheidung fällt in der nächsten Stichwahl, bei der 63 Direktmandate zu vergeben sind, während im ersten Wahlgang 70 Mandate nach Parteilisten verteilt wurden.
Trotz der Wahlentwicklung behält Regierungschefin Simonyte weiterhin Zuversicht und lenkt den Fokus auf die bevorstehende zweite Runde der Wahlen. Der außenpolitische Kurs Litauens, geprägt durch westliche Integration und Unterstützung der Ukraine, bleibt weitgehend stabil, unabhängig vom Ausgang der Wahl. Ein Regierungswechsel könnte jedoch innen- und sozialpolitische Impulse verstärken.
Litauen, als strategischer Akteur an der NATO-Ostflanke, ist stark betroffen von der geopolitischen Spannung mit Russland. Deutschland plant, eine Brigade von bis zu 5000 Bundeswehrsoldaten dauerhaft in Litauen zu stationieren, um die Sicherheit in der Region zu stärken.