Die Vorstellung der Wahlprogramme der Union, SPD und Grünen steht bevor und verspricht, hitzige Diskussionen zu entfachen. Bereits im Vorfeld ist eines offensichtlich: Alle potenziellen Koalitionen behandeln mindestens ein heikles Thema, das die Parteien entzweit. Bei der Union und den Grünen sind es die divergierenden Ansichten zur Migration, während Union und SPD in Fragen des Bürgergeldes unterschiedliche Akzente setzen. Besonders delikat gestaltet sich die Themenlage zwischen SPD und Grünen bei der Ukraine-Politik.
Diese Konstellationen werfen die Frage auf, ob die Wähler ihre Entscheidung tatsächlich auf Basis der politischen Programme treffen können. Wird die bevorstehende Wahl am Ende durch die Top-Themen wie Wirtschaft, Migration und Steuerpolitik entschieden? Zweifel sind berechtigt, blickt man auf die vergangene Legislaturperiode. Diese hat eindrucksvoll gezeigt, dass selbst ein kleiner Koalitionspartner, der entscheidend zur Mehrheitsfindung beiträgt, die Vorhaben des stärkeren Partners massiv ausbremsen kann.
Das politische Parkett gleicht somit einem Drahtseilakt, bei dem strategisches Geschick gefragt ist, um die wählerisch wichtigen Punkte in Einklang mit den vielfältigen Positionen der potenziellen Verbündeten zu bringen. Polittaktiker werden dieser Tage gefordert sein, die Balance zwischen Differenzen und Gemeinsamkeiten zu meistern.