16. Januar, 2025

Politik

Waffenruhe im Gazastreifen: Ein diplomatischer Durchbruch?

Waffenruhe im Gazastreifen: Ein diplomatischer Durchbruch?

In Gaza herrscht Jubelstimmung, während sich die Angehörigen der Geiseln zurückhaltend zeigen: Nach einem über 15 Monate andauernden Krieg im Gazastreifen haben sich Israel und die islamistische Hamas unter Vermittlung Katars auf eine Waffenruhe sowie den Austausch von Geiseln und palästinensischen Häftlingen geeinigt. Der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani verkündete die Einigung am 466. Tag nach Kriegsbeginn. Die Waffenruhe soll am Sonntag um 12.15 Uhr Ortszeit beginnen und zunächst sechs Wochen andauern. Israel hat in der ersten Phase der Vereinbarung zugesagt, seine Armee aus dicht besiedelten Gebieten im Gazastreifen abzuziehen. Allerdings bleibt die Präsenz israelischer Truppen im Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten bestehen, um Waffenschmuggel zu unterbinden. Unter internationaler Aufsicht soll es Bewohnern erlaubt werden, in ihre Wohngebiete im Norden des Gazastreifens zurückzukehren. Internationale Verhandlungen unter Beteiligung der USA, Ägyptens und Katars, die sich bereits seit Monaten zogen, gipfelten in diesem Abkommen, dessen genaue Umsetzung jedoch noch von der israelischen Regierung und ihrem Sicherheitskabinett bestätigt werden muss. Die Chancen auf eine Zustimmung gelten jedoch als hoch. Das Abkommen ist auf drei Phasen ausgelegt, in denen zunächst 33 Geiseln freigelassen werden sollen. Im Gegenzug beabsichtigt Israel, zahlreiche palästinensische Häftlinge zu entlassen. In der ersten Phase sollen dringend benötigte Hilfsgüter nach Gaza geliefert werden und Vertriebene die Möglichkeit erhalten, in ihre Heimatorte zurückzukehren. Während sich in Gaza und sogar im Libanon Freudenfeiern abspielen, ist die Stimmung in Israel gedämpfter. Die Rückkehr der Geiseln wird mit gemischten Gefühlen betrachtet, wie Äußerungen eines Angehörigen in Tel Aviv verdeutlichen. Dennoch zeigt die israelische Armee Bereitschaft, die freigelassenen Geiseln aufzunehmen. Die Hamas feiert das Abkommen als Erfolg und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi betont die dringende Notwendigkeit humanitärer Hilfe für Gaza. Der wichtige Grenzübergang Rafah soll bald wieder geöffnet werden. Die humanitäre Situation im Gazastreifen war bereits vor dem Ausbruch des Krieges prekär und hat sich seitdem weiter verschlimmert. Mehr als 90 Prozent der palästinensischen Bevölkerung leiden unter erheblichem Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung, was die Bedeutung des aktuellen Abkommens zusätzlich unterstreicht.