19. September, 2024

Wirtschaft

Wacker Chemie verpasst den Turbo und schaltet auf Effizienz

Wacker Chemie verpasst den Turbo und schaltet auf Effizienz

Wacker Chemie hat seine ambitionierten Wachstumspläne für den Rest des Jahrzehnts zurückgeschraubt und strebt nun einen Umsatz von rund 10 Milliarden Euro bis 2030 an. Diese Marke soll nicht zwingend überschritten werden. Vorstandschef Christian Hartel betonte am Kapitalmarkttag in Burghausen, dass das Unternehmen zukünftig stärker auf Margenverbesserung als auf Volumenwachstum setzen werde. Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen sieht er den Konzern auf einem guten Kurs. Die Nachricht löste am Finanzmarkt negative Reaktionen aus. Die Wacker-Aktie verlor am Morgen rund 0,5 Prozent auf 82,40 Euro und war damit der einzige Verlierer im MDax. Seit Anfang des Jahres hat das Papier bereits 28 Prozent an Wert eingebüßt, womit die Börsenbewertung des Unternehmens nur noch etwa halb so hoch ist wie vor drei Jahren. Der Aktienkurs von Wacker Chemie hat seit dem Börsengang im Jahr 2006 mehrere Auf- und Abschwünge durchlebt: Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 fiel der Kurs auf etwa 30 Euro, um dann bis Mai 2022 auf 187 Euro zu klettern, bevor er erneut sank. Trotz dieser Schwankungen hält die Unternehmensführung an ihrem Ziel fest, die operative Marge bis 2030 auf über 20 Prozent zu steigern. Vergangenes Jahr lag sie bei 12,9 Prozent. Hartel setzt nun verstärkt auf das Geschäft mit Spezialchemikalien und plant verstärkte Investitionen in diesem Segment. Hierzu zählen Hightech-Silicon für die Energie- und Mobilitätswende sowie Polymere für nachhaltiges Bauen. Im Biotech-Bereich fokussiert sich Wacker auf Bio-Inhaltsstoffe und moderne Medizintherapien. Auch Polysilicium für die Halbleiterindustrie bleibt ein wichtiger Bereich. Laut eigenen Angaben schreiten die Investitionen des Konzerns voran. Von den im März 2022 vorgestellten 40 Projekten sei ein Viertel bereits abgeschlossen. Seit Ende 2021 wurden rund 1,7 Milliarden Euro investiert, unter anderem in den Kapazitätsausbau in Deutschland und China. Zusätzlich möchte Hartel die Effizienz des Chemiekonzerns durch verstärkte Digitalisierung und Automatisierung weiter erhöhen. Ein aktiveres Portfoliomanagement soll sicherstellen, dass nur noch passende Geschäftsfelder im Konzern verbleiben. Die Ziele für das laufende Jahr bleiben unverändert: Der Umsatz soll zwischen 6 und 6,5 Milliarden Euro liegen, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 600 bis 800 Millionen Euro. Für das dritte Quartal stellte Wacker ein operatives Ergebnis (Ebitda) auf dem Niveau des zweiten Jahresviertels in Aussicht, das bei 160 Millionen Euro lag.