24. September, 2024

Reichtum

Wachsendes Geldvermögen trotz Inflation: Deutsche sparen verstärkt in Wertpapieren

Wachsendes Geldvermögen trotz Inflation: Deutsche sparen verstärkt in Wertpapieren

Die deutschen Sparer haben im vergangenen Jahr ihre Offenheit für Wertpapiere erhöht und dadurch ihr Geldvermögen gesteigert. Dennoch hat die Inflation große Teile der Zuwächse aufgezehrt. Trotz dieser Entwicklung bleibt das Anlageverhalten der Deutschen im internationalen Vergleich konservativ, wie Arne Holzhausen, Volkswirt bei Allianz, betont.

Holzhausen erläuterte bei der Vorstellung des „Allianz Global Wealth Report“, dass die Verbraucher nach einer gewissen Apathie gegenüber Wertpapieren nun aufgeschlossener geworden sind. Die Veränderung erfolgt jedoch langsam, was Holzhausen sich wie das Drehen eines großen Tankers vorstellt. Eine starke Regulierung im Wertpapiergeschäft sei einer der Gründe für die zögerliche Entwicklung, wodurch viele Berater wenig Interesse an diesen Produkten zeigen. Holzhausen hofft, dass die künftige Kapitalmarktunion die Überregulierung abbauen wird.

Im vergangenen Jahr verzeichneten deutsche Haushalte ein Wachstum des Geldvermögens um 6,8 Prozent auf insgesamt 7,953 Billionen Euro. Besonders bemerkenswert ist das kräftige Plus von 14,7 Prozent bei den Wertpapieren. Der Anteil der Bankeinlagen an den frischen Spargeldern sank auf ein historisch niedriges Niveau von 35 Prozent, das vor der Pandemie regelmäßig über 50 Prozent lag. Erstmals seit der Finanzkrise waren Wertpapiere beliebter als Bankeinlagen.

Obwohl Deutschland besser als andere westeuropäische Länder abschnitt, deren privates Geldvermögen im Schnitt um 5 Prozent anstieg, blieb inflationsbereinigt nur ein mageres Plus von 0,7 Prozent. Zudem lag die Kaufkraft Ende 2022 noch immer 1,7 Prozent unter dem Niveau von 2019. „Hinter den deutschen Sparern liegen vier verlorene Jahre“, resümierte die Allianz.

Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 69.060 Euro hält Deutschland den 18. Platz unter den 20 reichsten Ländern. Zum Vergleich: Die USA führen mit einem Netto-Geldvermögen von 260.320 Euro pro Kopf, gefolgt von der Schweiz mit 255.440 Euro.

Die Deutsche Bundesbank berichtete bereits vor einigen Monaten, dass deutsche Sparer 2022 trotz hoher Inflation ein Rekordvermögen anhäuften. Neben Kursgewinnen an den Aktienmärkten trugen auch gestiegene Sparzinsen dazu bei.

Die weltweiten privaten Geldvermögen erfuhren im vergangenen Jahr einen überraschenden Aufschwung und erhöhten sich um 7,6 Prozent auf 239 Billionen Euro. Für das laufende Jahr erwartet Holzhausen ein etwas geringeres Wachstum von 6,5 Prozent. Der mittelfristige Ausblick ist jedoch von Unsicherheiten geprägt, insbesondere hinsichtlich der Megatrends Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit.

Zukünftig müssen sich Sparer weltweit und in Deutschland auf Wertverluste bei Immobilien einstellen. Der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf das Immobilienvermögen aus, was zu langfristig geringeren Kapitalgewinnen als bei Aktien führt. In Deutschland könnten die Immobilienpreise je nach Klimaszenario bis 2050 um bis zu 24,5 Prozent sinken. „Wir müssen die Immobilien fitmachen für die Dekarbonisierung“, sagte Holzhausen, was entsprechende Investitionen erfordert.

Zum Geldvermögen zählt die Allianz in ihrer Studie Bargeld und Bankguthaben, Forderungen gegenüber Versicherungsgesellschaften und Pensionseinrichtungen, Wertpapiere wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds sowie sonstige Forderungen.