Mit einem Gewinneinbruch von 64 Prozent im dritten Quartal zieht Volkswagen die Notbremse: Angesichts sinkender Absatzzahlen, hoher Fixkosten und milliardenschwerer Umbaukosten will der Konzern tiefgreifend sparen – und das könnte für die Belegschaft drastische Folgen haben.
Die Kernmarke VW steht unter Druck, den operativen Gewinn zu steigern, während gleichzeitig der Wettbewerb bei Elektrofahrzeugen härter wird, insbesondere in China, dem wichtigsten Markt des Konzerns.
Während VW den Gewinn nach Steuern auf 1,58 Milliarden Euro beziffert, bleibt das Unternehmen auf Sparkurs. Geplant sind Werksschließungen, eine pauschale Lohnkürzung und der Abbau tausender Stellen.
„Nur mit einer wettbewerbsfähigen Kostenbasis können wir am Markt bestehen und den Übergang zur E-Mobilität erfolgreich meistern,“ erklärte Finanzvorstand Arno Antlitz, der auf eine strenge Kostendisziplin pocht.
Gewinneinbruch trotz Umsatzstabilität
Der Konzern meldete im dritten Quartal einen Umsatz von 78,5 Milliarden Euro, was nur einem leichten Rückgang entspricht. Die Herausforderungen kommen jedoch von innen: steigende Kosten und fallende Margen belasten die Kernmarke VW Pkw besonders.
Trotz eines Umsatzes von 21,3 Milliarden Euro fiel der operative Gewinn hier um knapp 23 Prozent. „Die Margen stehen enorm unter Druck, das zeigt die dringende Notwendigkeit von Einsparungen und Effizienzsteigerungen“, betont Antlitz.
Im dritten Quartal brachte VW weltweit rund 2,18 Millionen Fahrzeuge auf die Straße – ein Rückgang um sieben Prozent. Die sinkende Nachfrage nach E-Fahrzeugen, bedingt durch gekürzte Subventionen, setzt dem Konzern besonders zu.
Der Wettbewerb in China verschärft die Situation zusätzlich: Die dortigen Gemeinschaftsunternehmen lieferten zuletzt nur noch 378 Millionen Euro an Ergebnissen, weniger als die Hälfte des Vorjahres.
Trotz Krise an der DAX-Spitze
Überraschenderweise konnte die VW-Aktie trotz der düsteren Zahlen am Mittwoch leicht zulegen und landete mit 1,08 Prozent im Plus an der DAX-Spitze. Der Kurs blieb jedoch mit 89,88 Euro weit unter dem Vorjahresniveau und verzeichnet im Jahresverlauf ein Minus von fast 20 Prozent.
Analysten sehen in der Aktie Potenzial für Stabilität – allerdings nur, wenn die Restrukturierungen greifen. „Die aktuellen Zahlen bestätigen den massiven Umbaubedarf,“ erklärt Philippe Houchois von Jefferies.
Der Sparkurs von VW umfasst neben der Streichung von Bonuszahlungen und Zuschlägen auch Nullrunden für die nächsten zwei Jahre sowie eine Lohnkürzung von zehn Prozent bei der Kernmarke.
Ein harter Schlag für die Belegschaft, die bislang auf eine Beschäftigungsgarantie zählen konnte. IG-Metall-Vertreter Thorsten Gröger fordert von VW, „alle Standorte in Deutschland auf den Prüfstand zu stellen und Alternativen zu Schließungen und Kündigungen zu entwickeln.“
Die Gewerkschaft wehrt sich
VW und die Gewerkschaft IG Metall ringen derzeit um einen neuen Haustarifvertrag. Während der Vorstand tiefgehende Einsparungen anpeilt, fordert die IG Metall eine nachhaltige Lösung, die über die bloße Reduzierung von Arbeits- und Fabrikkosten hinausgeht.
„Wir können nicht akzeptieren, dass die Mitarbeiter die Rechnung für Fehler des Managements zahlen sollen,“ erklärte Daniela Cavallo, Vorsitzende des VW-Betriebsrats.
Für Volkswagen geht es um viel: Der Konzern plant den Start seines neuen Kleinwagens ID.2 ab 2026. Dieser soll mit einem Einstiegspreis von 25.000 Euro endlich den Massenmarkt für Elektroautos erschließen.
Doch VW muss die Kostenbasis senken, um wettbewerbsfähige Preise anbieten zu können. „Mit dem ID.2 könnte VW den Durchbruch im unteren Preissegment schaffen,“ prognostiziert Antlitz. Ohne Einsparungen ist das jedoch kaum möglich.
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Ein Balanceakt für den Vorstand
Der Vorstand ist gefordert, die Einsparungen durchzusetzen, ohne die Mitarbeiter und Standorte zu stark zu belasten. Sollte es zu den geplanten Werksschließungen kommen, könnte dies erhebliche Folgen für die Standortkommunen haben.
„Ein Dominoeffekt auf die Kommunalfinanzen und weitere Belastungen für die Arbeitnehmer sind unausweichlich,“ warnt der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
Während VW am Sparkurs festhält, bleibt die Zukunft des Konzerns ungewiss. Die wachsende Konkurrenz, besonders aus Asien, setzt das Unternehmen zunehmend unter Druck.
Die Einigung zwischen Vorstand und Gewerkschaft wird darüber entscheiden, ob Volkswagen den Wandel zur E-Mobilität und die Herausforderungen des globalen Marktes erfolgreich meistert – oder den Anschluss an die Branche verliert.