Kein Raum für Kompromisse
Heute geht es los. In Hannover treffen sich Volkswagen und die IG Metall zu den lange erwarteten Tarifverhandlungen. Das Thema: Sparpläne, Arbeitsplatzsicherheit und die Zukunft von 120.000 Beschäftigten. Schon vor Beginn ist klar: Hier wird es keine leichten Zugeständnisse geben.
Beide Seiten haben sich in Stellung gebracht. VW drängt auf drastische Kostensenkungen, die IG Metall spricht von „roten Linien“ – Entlassungen und Werksschließungen sind tabu.
Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen, brachte es auf den Punkt:
„Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden.“
Eine klare Ansage. Die Gewerkschaft will ein Zukunftskonzept, das ohne Personalabbau auskommt – aber VW sieht das anders.
VW drängt auf Einsparungen – notfalls mit harten Maßnahmen
Volkswagen-Chef Oliver Blume macht keinen Hehl daraus, dass der Konzern in Deutschland sparen muss. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen", sagte er zwar noch kürzlich im ZDF.
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Doch das klang eher nach Lippenbekenntnis. Gleichzeitig fordert er, die Kosten deutlich zu senken, und zwar in allen Bereichen. Die 30 Jahre alte Job-Garantie für die Beschäftigten? Aufgekündigt. Werksschließungen? Nicht ausgeschlossen.
Laut Finanzvorstand Arno Antlitz fehlen VW aktuell die Verkaufszahlen, um zwei Werke auszulasten. 30.000 Stellen könnten wegfallen – eine beunruhigende Aussicht für die Belegschaft.
IG Metall fordert Klarheit – und mehr Lohn
Die IG Metall hingegen sieht das anders. Für sie ist es untragbar, dass VW ohne konkrete Sparpläne vor die Verhandlung tritt. „Man gießt Öl ins Feuer, wenn man so agiert“, kritisierte Gröger.
Es sei kein Weg, mit nebulösen Kürzungsdrohungen an den Verhandlungstisch zu kommen. Die Gewerkschaft fordert daher nicht nur Klarheit über mögliche Einsparungen, sondern auch eine kräftige Lohnerhöhung – sieben Prozent, um genau zu sein.
Ein Showdown mit Ansage
Was macht diesen Konflikt so explosiv? Es geht nicht nur um Löhne und Kosten, sondern um die Zukunft eines der wichtigsten Industriekonzerne Deutschlands. Sollte es zu keiner Einigung kommen, droht ein Schlagabtausch. Die Friedenspflicht endet im Dezember, ab dann könnten Streiks folgen.
Und in dieser Situation könnte der Druck auf VW kaum größer sein: Der Konzern steht vor großen Investitionen in die Elektromobilität, gleichzeitig kämpft er mit einem schwächelnden Absatzmarkt.
Für die Gewerkschaft ist die Sache klar: „Wir brauchen ein tragfähiges Konzept für die Zukunft, keine Kurzschlussreaktionen“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die ebenfalls mit am Verhandlungstisch sitzt.
Sie betonte, dass man auf keinen Fall bereit sei, das bisher Erreichte preiszugeben – insbesondere nicht die Job-Garantien, die seit Jahrzehnten ein Kernstück der Tarifverträge bei VW sind.
Zeitdruck steigt – und mit ihm das Risiko
Die Zeit spielt eine zentrale Rolle in diesen Verhandlungen. Kommt es nicht zu einer Einigung, könnte das VW teuer zu stehen kommen. Denn ohne Job-Garantie fallen auch die Zugeständnisse der Belegschaft weg, etwa der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Es wäre ein Bumerang für den Konzern: Statt zu sparen, müsste VW tiefer in die Tasche greifen.
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Zugleich droht das Risiko betriebsbedingter Kündigungen, die nach einer Übergangsfrist ab Juli 2025 möglich wären. Das Szenario, das keiner der Beteiligten wirklich möchte. Doch je länger die Verhandlungen andauern, desto wahrscheinlicher werden genau diese drastischen Maßnahmen.
Die VW-Aktie reagiert gelassen
Trotz des drohenden Konflikts reagiert der Markt bislang ruhig. Die VW-Aktie stieg am Dienstag auf XETRA leicht um 0,57 Prozent auf 94,80 Euro.
Die Börse scheint darauf zu setzen, dass VW und IG Metall eine Lösung finden werden, bevor es zum Äußersten kommt. Doch wie lange diese Ruhe anhält, bleibt fraglich. Sollte es zu einem echten Tarifstreit kommen, könnten die Kurse schnell ins Rutschen geraten.