10. Oktober, 2024

Wirtschaft

Vorsichtiger Kurs: Reeves und die Haushaltsregeln im Fokus

Vorsichtiger Kurs: Reeves und die Haushaltsregeln im Fokus

Die Wogen der Finanzpolitik könnten in den kommenden Wochen höher schlagen, da die britische Regierung unter der Führung von Rachel Reeves vor einer entscheidenden Richtungswahl steht. Im Vorfeld des Haushalts am 30. Oktober steht die Frage im Raum, wie weit die Regierung bereit ist, die aktuellen Schuldenrichtlinien zu lockern, um mehr öffentliche Investitionen zu ermöglichen.

Das renommierte Institute for Fiscal Studies (IFS) hat kürzlich eine Analyse veröffentlicht, die aufzeigt, dass durch eine breitere Betrachtung der öffentlichen Finanzen Raum für zusätzliche Investitionen in Höhe von über 50 Milliarden Pfund geschaffen werden könnte. Carl Emmerson, stellvertretender Direktor des IFS, warnt jedoch vor einer übermäßigen Nutzung dieses finanziellen Spielraums. Trotz des zusätzlichen Spielraums würden die damit verbundenen Zinszahlungen auf die Schulden steigen, weshalb Vorsicht geboten ist.

Damit die Investitionen wirkungsvoll bleiben, betont Emmerson die Notwendigkeit, sorgfältig ausgewählte Programme zu unterstützen, die nachweislich zu Wachstum führen. Ben Nabarro, Ökonom bei Citi, hebt hervor, dass Reeves sicherstellen muss, dass die neu gewonnene Haushaltskapazität nicht voll ausgeschöpft wird, um das Vertrauen der internationalen Investoren zu wahren. Denn diese ziehen keinen Unterschied zwischen Kreditaufnahme für dringende Bedürfnisse und Investitionen – für sie zählt das Gesamtbild.

Derzeit erwarten Investoren des Gilt-Marktes mit Nervosität die mögliche Neuausrichtung der steuerlichen Regeln im Haushalt. Die derzeitigen Regelungen verlangen, dass die Schuldenquote im Verhältnis zum BIP über Jahre hinweg sinkt, ohne dass dabei öffentliche Vermögenswerte ausreichend berücksichtigt werden. Eine Anpassung, die das gesamte Nettovermögen des öffentlichen Sektors berücksichtigt, könnte Reeves jedoch mehr finanziellen Spielraum verschaffen.

Trotzdem bleibt die Bewertung solcher Vermögenswerte, wie etwa Straßen und Schienenwege, laut Paul Johnson, Direktor des IFS, unsicher und wenig aussagekräftig in Bezug auf die Kreditfähigkeit in den Gilt-Märkten. Um die Unterstützung der Investoren zu sichern, ist es entscheidend, dass Reeves klar macht, sie werde die Spielräume bedacht und schrittweise nutzen – mit soliden institutionellen Leitplanken zur Sicherstellung eines effektiven Mitteleinsatzes.

Reeves steht zudem vor der Herausforderung, die laufenden Kosten für öffentliche Dienste zu bewältigen, vor allem im Hinblick auf die Finanzierung öffentlicher Gehaltserhöhungen und die Einhaltung der Wahlversprechen ihrer Partei. Laut IFS bedarf es einer Erhöhung der steuerlichen Einnahmen um 25 Milliarden Pfund, um den Ausgaben entsprechend dem Wachstum des nationalen Einkommens gerecht zu werden.