Die US-Notenbank Federal Reserve steht vor der Herausforderung, die wirtschaftspolitischen Pläne des künftigen Präsidenten Donald Trump zu bewerten, bevor sie präzisere Vorhersagen für Inflation und Zinsbewegungen im kommenden Jahr treffen kann. Letzte Woche senkte die Fed den Leitzins zum dritten Mal in Folge auf 4,375 %, obwohl sie ihre kurzfristige Inflationsprognose anhob und auf die 'stark bedingte Einschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen' der neuen Regierung verwies. Im Angesicht möglicher dramatischer Ausgabenkürzungen, Änderungen der Einwanderungspolitik und einer Vielzahl von Importzöllen hat die Fed ihre Prognose für Zinssenkungen bis 2025 halbiert. Die Märkte kalkulieren nun lediglich zwei Kürzungen in den nächsten zwölf Monaten ein. Fed-Vorsitzender Jerome Powell unterstrich, dass künftige Zinsentscheidungen weniger auf den derzeitigen Prognosen basieren werden und vielmehr auf datengetriebenen Analysen fußen. Die Unsicherheiten bezüglich der von Trump vorgeschlagenen Zölle könnten erheblich sein, da unklar ist, ob solche Maßnahmen rechtlich umsetzbar sind und wie die Handelspartner der USA reagieren werden. Während gezielte Zölle aus Gründen der nationalen Sicherheit durch den Präsidenten verhängt werden können, benötigen allgemeine Abgaben die Zustimmung der Legislative. Die bevorstehende neue Zusammensetzung des Kongresses mit einer historisch knappen Mehrheit der Republikaner könnte die wirtschaftspolitischen Vorhaben Trumps zusätzlich erschweren. Insbesondere könnten Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada gegen Handelsverträge verstoßen und zu langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen führen. Patrick Welton, Gründer von Welton Investment Partners, prognostiziert, dass Anleger im ersten Quartal des kommenden Jahres mit Zöllen, moderaten Kürzungen der Staatsausgaben und weitreichenden Steuerpolitikmaßnahmen rechnen sollten.