19. November, 2024

Wirtschaft

Vorfreude und Unsicherheit: Die wirtschaftspolitische Wende in den USA

Vorfreude und Unsicherheit: Die wirtschaftspolitische Wende in den USA

Die überraschende Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mitsamt der republikanischen Mehrheit in beiden Kongresskammern hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Trumps wirtschaftspolitische Agenda ist ehrgeizig: Sie umfasst weitreichende Steuersenkungen, drastisch höhere Zölle auf Importe und signifikante Restriktionen bei der Einwanderung. Wird diese Agenda umgesetzt, könnte sie inflationstreibend wirken. Mit der Kontrolle des Kongresses scheint es wahrscheinlich, dass Trump viele seiner Versprechungen umsetzen kann, obwohl Unsicherheiten über seine genauen Prioritäten bestehen.

Langfristig plant Trump offenbar, auch Einfluss auf die Federal Reserve (Fed) zu nehmen, indem er einen Verbündeten in das Gremium beruft. Dies wäre jedoch frühestens ab 2026 möglich, sofern der amtierende Vorsitzende Jay Powell nicht entlassen wird. Im kommenden Jahr wird erwartet, dass die Fed das Tempo ihrer geldpolitischen Lockerung im Vergleich zur bisherigen Einschätzung deutlich verlangsamt, wobei drei weitere Zinssenkungen auf 3,75-4 Prozent bis Ende 2025 angestrebt werden.

Beim nächsten Treffen im Dezember dürfte die Fed eine weitere Senkung um 0,25 Prozentpunkte anstreben, um den Leitzins auf 4,25-4,5 Prozent zu stellen. Doch die Unsicherheiten sind groß, da die jüngsten Daten ein gemischtes Bild zeichnen. Ein unerwarteter Anstieg der Kernverbraucherpreise und schwache Arbeitsmarktzahlen bei gleichzeitigem Rückgang der Arbeitslosenquote stellen die geldpolitischen Entscheidungsträger vor Dilemmata.

Ab Februar 2025, etwa 10 Tage nach Trumps zweiter Amtszeit, wird die Fed über umfangreichere Daten verfügen und möglicherweise stärker abwägen können, ob und wie zügig sie auf Wirtschaftsdaten reagiert, während Trumps wirtschaftliche Prioritäten weiter Gestalt annehmen.

Die längerfristige Zinsprognose zeigt, dass die Fed zwei weitere Zinssenkungen bis Juni 2025 in Betracht zieht, die das Tempo der Normalisierung verlangsamen. Dies hängt größtenteils von der effektiven Umsetzung von Trumps Wirtschaftsprogrammen ab. Sollte sich die Inflation hartnäckiger als erwartet erweisen, könnte die Fed langsamer reagieren als bisher angenommen.