Vonovia geht in die Offensive: Mit dem Verkauf von drei umfangreichen Immobilienpaketen hat sich der größte Wohnimmobilienkonzern Deutschlands 1,8 Milliarden Euro gesichert.
Ursprünglich plante das Unternehmen für 2024 Verkäufe im Wert von drei Milliarden Euro – nun wird mit vier Milliarden gerechnet. Ein cleverer Schachzug, der Vonovia nicht nur finanziell entlastet, sondern dem Unternehmen auch strategische Vorteile bringt.
Der Deal umfasst mehrere Transaktionen, die Vonovia weiteren Spielraum verschaffen. Besonders wichtig ist die Vereinbarung mit dem Finanzinvestor Apollo, bei der Vonovia 20 Prozent der Anteile an der Berliner Tochter Deutsche Wohnen in ein Joint Venture einbringt.
Dafür fließen über eine Milliarde Euro in die Kassen des Konzerns. Diese Zusammenarbeit ist nicht neu: Schon in der Vergangenheit hat Apollo mit Vonovia Deals abgeschlossen – mit Erfolg. Bereits 2021 verkaufte Vonovia Immobilienpakete in Nord- und Süddeutschland an den Finanzinvestor, um Schulden zu senken.
Die Deutsche Wohnen im Fokus
Dieser Deal ist nicht einfach nur ein Verkauf. Vonovia verfolgt eine klare Strategie: Der Konzern plant, den Anteil an der Deutschen Wohnen weiter auszubauen, ohne jedoch die 90-Prozent-Schwelle zu überschreiten, die steuerliche Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Der Schritt gibt Vonovia Flexibilität, während das Unternehmen weiterhin die Kontrolle über die Entwicklung der Tochter behält.
„Wir nutzen die aktuellen Marktbedingungen, um unser Portfolio zu optimieren“, erklärt Vonovia-CEO Rolf Buch. „Mit den Verkäufen stärken wir unsere Bilanz und verschaffen uns Luft für künftige Investitionen.“
Pflegeheime gehen an Civitas
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Deals ist der Verkauf von 27 Pflegeeinrichtungen im Großraum Berlin. Die britische Investmentgesellschaft Civitas übernimmt die Immobilien für mehr als 300 Millionen Euro.
Dieser Schritt kommt nicht überraschend: Vonovia hatte schon länger überlegt, sich von der Pflegesparte zu trennen, da das Geschäft mit Pflegeheimen in den letzten Jahren schwierig war. Der Verkauf ist eine Erleichterung für das Unternehmen, das sich damit aus dem riskanten Betreiber-Geschäft zurückzieht.
Auch für Civitas ist der Kauf von großer Bedeutung: „Dieser Schritt markiert unseren Eintritt in den deutschen Markt und zeigt unsere Ambitionen in Kontinentaleuropa“, so Nikolay Velev, Europachef von Civitas. Investoren sehen in der Übernahme langfristig großes Potenzial – der Pflegemarkt gilt trotz der aktuellen Herausforderungen als lukrativ.
Entwicklung im Fokus
Neben den Pflegeeinrichtungen hat Vonovia auch elf Entwicklungsprojekte für 500 Millionen Euro an einen neuen Fonds verkauft, der zusammen mit HIH Invest aufgelegt wurde.
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Weitere Projektentwicklungen im Wert von 150 Millionen Euro gingen an Quarterback Immobilien. Hier zeigt sich ein klarer Trend: Vonovia setzt zunehmend auf die Zusammenarbeit mit Investoren, um sich auf Kernbereiche zu konzentrieren und finanzielle Flexibilität zu gewinnen.
Vonovia bleibt widerstandsfähig
Die vergangenen Jahre waren für die Immobilienbranche schwierig. Steigende Zinsen, explodierende Baukosten und sinkende Immobilienbewertungen haben den Markt belastet.
Doch Vonovia hat die Krise erfolgreich bewältigt. Schon im ersten Halbjahr 2024 konnte das Unternehmen Immobilien im Wert von 1,5 Milliarden Euro verkaufen, darunter 4500 Wohnungen in Berlin und 1970 Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet.
Mit dem Abflauen der Zinskrise blickt die Branche wieder optimistischer in die Zukunft. „Die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt zieht an, die Preise stabilisieren sich, und wir sehen steigende Mieten“, kommentiert Martin Güth von der LBBW. Auch Vonovia dürfte von diesen positiven Entwicklungen profitieren. Konzernchef Buch ist zuversichtlich: „Wir haben die schwierige Phase hinter uns und sehen nun wieder klarere Perspektiven für weiteres Wachstum.“
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