18. Dezember, 2024

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Vonovia: Neue Machtstrategie mit Deutsche Wohnen – Aktionärsschützer skeptisch

Vonovia legt ein konkretes Angebot zur vollständigen Kontrolle der Deutsche Wohnen vor. Doch nicht alle Aktionäre sind überzeugt: Während die Abfindung als angemessen gilt, sorgt die niedrige Ausgleichszahlung für Kritik.

Vonovia: Neue Machtstrategie mit Deutsche Wohnen – Aktionärsschützer skeptisch
Der Immobilienriese will mit dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag endgültig die Kontrolle über die Deutsche Wohnen sichern – doch Aktionärsschützer kritisieren die Ausgleichszahlung als zu niedrig.

Ein neuer Vorstoß für mehr Kontrolle

Vonovia, Deutschlands größter Immobilienkonzern, hat den nächsten Schritt unternommen, um seinen Einfluss auf die Deutsche Wohnen zu stärken. Mit einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sollen die außenstehenden Aktionäre des Tochterunternehmens abgefunden oder an den Gewinnen beteiligt werden.

Dafür bietet Vonovia 0,7947 eigene Aktien je Aktie der Deutsche Wohnen an – ein Umtauschverhältnis, das im Rahmen der Erwartungen liegt. Zudem wird eine jährliche Ausgleichszahlung von 1,22 Euro brutto pro Aktie in Aussicht gestellt.

Quelle: Eulerpool

Die Details dieses Deals wurden am vergangenen Wochenende bekannt gegeben. Auf den außerordentlichen Hauptversammlungen im Januar müssen die Aktionäre der beiden Konzerne den Vorschlägen noch zustimmen.

Ein zweiter Anlauf für volle Kontrolle

Schon 2021 hatte Vonovia eine Mehrheit von rund 87 Prozent an der Deutsche Wohnen erworben. Damals bot der Konzern 53 Euro je Aktie und zahlte somit deutlich mehr als die derzeit im Raum stehenden Angebote.

Nun möchte das Unternehmen die verbliebenen Aktionäre enger an sich binden und vollständige Kontrolle über die strategischen und finanziellen Entscheidungen der Deutsche Wohnen gewinnen.

Doch das Ziel ist nicht allein die Übernahme: Vonovia umgeht mit einem Joint Venture, das 20 Prozent der Deutsche Wohnen an langfristige Investoren abgibt, mögliche Steuerfallen.

So bleibt der Anteil der Bochumer unter der kritischen Grenze von 90 Prozent, die bei einem sogenannten Share Deal zur Grunderwerbssteuerpflicht führen würde.

Kritik an niedrigen Ausgleichszahlungen

Die Reaktionen auf das Angebot fallen gemischt aus. Aktionärsschützer Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zeigte sich unzufrieden mit der Höhe der Ausgleichszahlung.

„Die 1,22 Euro brutto je Aktie sind niedriger als erwartet und erscheinen auf den ersten Blick nicht angemessen“, erklärte er gegenüber dem Handelsblatt.

Dennoch zeigte er Verständnis für das Umtauschverhältnis der Aktien.

Bauer betonte, dass eine abschließende Bewertung erst nach Veröffentlichung und Prüfung der Gutachten möglich sei. Diese Analysen könnten bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Ohne konkrete Planungsannahmen sei eine seriöse Beurteilung des Deals derzeit nicht machbar.

Aktionäre der Deutsche Wohnen stehen vor der Wahl: 0,7947 Vonovia-Aktien je Aktie oder eine jährliche Ausgleichszahlung von 1,22 Euro – ein Angebot, das gemischte Reaktionen hervorruft.

Strategische Vorteile für Vonovia

Die engere Bindung der Deutsche Wohnen könnte für Vonovia langfristige Vorteile bieten. Die Integration von Verwaltungs- und Geschäftsprozessen verspricht Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen, insbesondere in einem Markt, der von steigenden Zinsen und sinkenden Immobilienbewertungen geprägt ist. Der Schritt könnte zudem die Verhandlungsposition gegenüber Investoren und Finanzinstituten stärken.

Gleichzeitig zeigt der Deal, wie Vonovia die komplizierten steuerrechtlichen Fallstricke bei großen Übernahmen geschickt umgeht. Durch das Joint Venture mit dem Finanzinvestor Apollo und weiteren Partnern bleibt Vonovia unter den Schwellenwerten, die Grunderwerbssteuern auslösen könnten. Das spart dem Unternehmen Millionen und könnte als Blaupause für ähnliche Transaktionen in der Branche dienen.

Ein Markt im Wandel

Der Immobilienmarkt steht vor großen Herausforderungen: Die Kombination aus hohen Baukosten, sinkenden Immobilienpreisen und steigenden Refinanzierungszinsen setzt selbst Branchenriesen wie Vonovia unter Druck.

Strategische Manöver wie die engere Kontrolle über die Deutsche Wohnen zeigen, dass Konzerne zunehmend auf interne Effizienz und steueroptimierte Strukturen setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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