03. Oktober, 2024

Wirtschaft

Vom Unschuldstraum zur Wettmär: Die ambivalente Legacy des Pete Rose

Vom Unschuldstraum zur Wettmär: Die ambivalente Legacy des Pete Rose

Pete Roses Tod im Alter von 83 Jahren lässt eine Ära aufleben, die im heutigen Sport fast befremdlich wirkt. In den 1970er Jahren prägte Rose als herausragender Baseballspieler eine Zeit, in der professionelle Wettbewerbe noch frei von Wetttendenzen waren. Damals zierten keine FanDuel-Werbung die Übertragungen und in den Stadien gab es keine Wettautomaten. Dennoch verwandelte sich Roses Vermächtnis, als er 1989 aufgrund regelmäßiger Wetten auf Baseball, inklusive seiner eigenen Cincinnati Reds, lebenslang ausgeschlossen wurde. Der Traum vom Einzug in die Baseball Hall of Fame zerschlug sich endgültig. Inzwischen hat sich jedoch die Einstellung des Profisports grundlegend geändert. Die Akzeptanz von Sportwetten, vor allem seit einem bahnbrechenden Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA im Jahr 2018, hat neue Dimensionen erreicht. So stieg der monatliche Wettumsatz von weniger als 50 Millionen auf über 1 Milliarde Dollar an, wie von Charles Fain Lehman im 'The Atlantic' beschrieben. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind vielseitig und treffen oft die Schwächeren. Diese neue Realität wirft Fragen zu Roses Verrufenheit auf. Marc Edelman, Rechtsprofessor am Baruch College, ist der Ansicht, dass Rose heute zwar immer noch eine erhebliche Strafe für das Wetten erwarten würde. Doch angesichts der 180-Grad-Wende, die der Sport in Bezug auf Glücksspiel vollzogen hat, wäre eine Wiederaufnahme Roses nicht unvorstellbar gewesen. Eine zusätzliche Hürde stellte jedoch seine jahrelange Verleugnung der Vorwürfe dar. Erst 2004 gestand er seine Wetten, verteidigte diese jedoch mit dem Argument, er habe nie auf eine Niederlage der Reds gesetzt. Das Wetten eines Spielers auf sein eigenes Team stellt zweifellos einen gravierenden Vertrauensbruch dar, schlimmer sogar als der Konsum leistungssteigernder Mittel. Während Doping das Vertrauen der Fans missbraucht, schadet das Wetten nicht nur den Mitspielern, sondern untergräbt die Integrität des gesamten Spiels. Auch wenn die heutigen Führungskräfte des Baseballs die Tür zur Wettindustrie weit aufgestoßen haben, bleibt Roses Verhalten unverzeihlich. 'Er hat das heilige Gesetz gebrochen', bemerkte Dan Okrent, Erfinder von Rotisserie Baseball. Trotzdem könnte das Einlassen auf die Glücksspielwelt bald weitere Spieler in Roses missliche Lage bringen. Oder, um es mit Okrents Worten zu sagen: 'Es besteht kein Zweifel, dass sie das Monster eingeladen haben.'