12. Januar, 2025

Politik

Vom Hoffnungsträger zum Getriebenen: Friedrich Merz und seine durchwachsene Bilanz

Trotz drei Jahren Parteiführung und paradiesischen Bedingungen für die Opposition blieb der große Durchbruch aus. Statt die AfD zu halbieren, hat Merz eine CDU hinterlassen, die sich nach Orientierung sehnt.

Vom Hoffnungsträger zum Getriebenen: Friedrich Merz und seine durchwachsene Bilanz
Trotz der angekündigten Halbierung der AfD hat sich deren Wählerbasis unter Merz nahezu verdoppelt. Ein Rückschlag für den CDU-Chef, der konservative Wähler zurückholen wollte.

Ein steiler Aufstieg, gefolgt von der Ernüchterung – als Friedrich Merz vor drei Jahren die CDU-Führung übernahm, knüpfte sich daran die Erwartung, die Union aus ihrer identitätslosen Phase der Merkel-Ära zu befreien.

Ein klarerer, konservativer Kurs sollte die AfD zurückdrängen, das Vertrauen bürgerlicher Wähler zurückgewinnen und die CDU erneut als dominante politische Kraft etablieren.

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Friedrich Merz

Doch während die Ampel-Koalition strauchelt, zeigt sich: Der Kurswechsel unter Merz blieb nicht mehr als ein Versprechen.

Bereits der Start von Merz war begleitet von hohen Erwartungen und breitem Zuspruch. Schnell kristallisierte sich jedoch eine zentrale Schwäche heraus: mangelnde Kontinuität in der politischen Ausrichtung.

In den Umfragen kletterte die Union unter Merz von rund 27 auf maximal 32 Prozent – ein Zuwachs, der angesichts der Krise der Regierung vergleichsweise bescheiden ausfällt. Die AfD hingegen hat sich fast verdoppelt und kratzt mittlerweile an der 22-Prozent-Marke.

Konservative Handschrift? Fehlanzeige

Die Hoffnung, Merz würde das konservative Profil der Partei schärfen, hat sich nicht erfüllt. Stattdessen dominiert eine pragmatische Linie, die oft im Widerspruch zu früheren Ankündigungen steht.


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Der CDU-Vorsitzende erweist sich als unentschlossen, wie sich zuletzt in Thüringen zeigte: Nach klaren Distanzierungen von BSW und der Linkspartei ging die CDU schließlich doch eine Zusammenarbeit ein, toleriert durch die Linken.

Diese Wendigkeit mag taktisch motiviert sein, doch sie schürt Zweifel an der Verlässlichkeit der CDU unter Merz.

Viele Wähler fragen sich, wie stabil eine künftige Regierung unter seiner Führung wäre, insbesondere in potenziell ideologisch fragilen Koalitionen mit SPD oder Grünen.

Landtagswahlen: Ernüchternde Ergebnisse

Eine Analyse der Wahlergebnisse auf Länderebene unterstreicht die durchwachsene Bilanz. In traditionellen Hochburgen wie Sachsen oder Thüringen verzeichnete die CDU historische Tiefstände.

Der mögliche Einzug ins Kanzleramt droht Merz teuer zu stehen – mögliche Bündnisse mit Grünen, SPD oder Linken könnten das konservative Profil der Union weiter verwässern.

Selbst in Niedersachsen und Bremen, wo die CDU in der Opposition hätte punkten können, blieben deutliche Zugewinne aus.

Positiv heraussticht lediglich Berlin, wo die Union nach Jahrzehnten an Boden gewann – doch auch hier reicht es nur für eine mühsame Regierungsbildung.

Warum profitiert die AfD?

Das Versprechen, die AfD zu schwächen, hat Merz klar verfehlt. Stattdessen scheinen konservative Wähler in Scharen zur Alternative für Deutschland überzulaufen, die mit klaren Positionen und einer konsequenten Oppositionsrolle überzeugt.

Die CDU hat es nicht geschafft, sich als glaubwürdige Stimme der bürgerlichen Mitte zu positionieren. Der Abstand zwischen Union und AfD ist so gering wie nie – ein Alarmsignal für die Parteistrategen.

Der Weg ins Kanzleramt – um welchen Preis?

Es gilt als fast sicher, dass Merz der nächste Bundeskanzler wird. Doch mit wem? Die Wahrscheinlichkeit, dass er Kompromisse mit SPD, Grünen oder gar der Linkspartei eingehen muss, lässt konservative Anhänger zweifeln. Wird Merz die Interessen seiner Basis vertreten können, oder bleibt er ein Getriebener der Koalitionspartner?

Friedrich Merz steht vor einer historischen Chance, doch seine bisherigen Leistungen werfen die Frage auf, ob er die CDU aus der Beliebigkeitsfalle befreien kann. Seine Führungsqualitäten und sein strategisches Geschick werden entscheiden, ob er als Kanzler Erfolg haben wird – oder ob seine Zeit als CDU-Vorsitzender als eine Episode des politischen Stillstands in die Geschichte eingeht.

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