Ein Symbol verstummt
Noch im Februar stand Elon Musk auf einer Bühne in Maryland, grinste ins Publikum und hob eine Kettensäge in die Höhe. Ein Geschenk des argentinischen Präsidenten Javier Milei, sinnbildlich für Musks Selbstverständnis: Einer, der durchschneidet. Der den Beamtenstaat auf links dreht. Der kürzt, wo andere lavieren.
Heute ist von dieser Inszenierung kaum noch etwas übrig. Musks Einfluss auf die Regierung Trump schwindet – nicht schlagartig, aber spürbar. Kein lauter Bruch, kein Rauswurf.
Dafür eine systematische Entmachtung. Ministerien ignorieren seine Mails. Richter stellen seine Befugnisse infrage. Und selbst Trump lässt ihn nicht mehr mit der Axt durchregieren. Die Kettensäge? Abgestellt.
Vom Schattenmann zum Risiko
Als Musk im Januar offiziell in die Regierung geholt wurde, schien ihm nichts unmöglich. Sein „Department of Government Efficiency“ (DOGE) sollte Milliarden sparen, Behörden verschlanken, Strukturen aufbrechen.
Musk war mehr als ein Berater – er war Trumps Vollstrecker. Medial omnipräsent, politisch unangreifbar, juristisch eine Grauzone.
Doch was am Anfang wie ein PR-Coup wirkte, entwickelte sich zum Problem. Mitarbeiter wurden mit Entlassungen bedroht, weil sie nicht rechtzeitig berichteten.

DOGE-Leute verschafften sich Zutritt zu Regierungsgebäuden, teilweise unter Androhung von Gewalt. Was intern als „effizient“ verkauft wurde, kam draußen an wie ein Staatsumbau im Eiltempo. Die Proteste folgten – laut, sichtbar, landesweit.
Die Justiz greift ein
Parallel zu den politischen Spannungen lief ein zweiter Konflikt – einer, den man nicht auf Wahlveranstaltungen austrägt: Juristen begannen, Musks Rolle in der Regierung zu hinterfragen.
Denn formal hatte er nie ein vom Senat bestätigtes Amt. In Gerichtsverfahren sah sich das Weiße Haus gezwungen, seine Position kleinzureden. Musk, hieß es plötzlich, sei „nur ein Mitarbeiter“. Nicht befugt, Anordnungen zu erteilen. Nicht zuständig, Behörden zu führen.
Ein Bundesgericht in Maryland erließ eine einstweilige Verfügung. DOGE darf keine Behörden mehr schließen. In Washington läuft ein weiteres Verfahren. Beide könnten klären, ob Musk überhaupt je befugt war, das zu tun, was er getan hat.
Trump zieht die Notbremse
Auch Trump merkte, dass sich die Stimmung dreht. Statt Musk weiter freie Hand zu lassen, kündigte er auf Truth Social einen Strategiewechsel an:
„Wir arbeiten künftig mit einem Skalpell, nicht mit einer Axt.“
Das war nicht nur eine neue Rhetorik – es war ein klares Signal an seine Minister: Musk hat nicht mehr das letzte Wort.
Seither häufen sich die Berichte, wonach Ministerien seine Anweisungen ignorieren. Selbst sicherheitsnahe Behörden wie die National Institutes of Health erklärten intern, man werde auf DOGE-Mails nicht mehr reagieren. Der einstige Chefberater – abgemeldet.
Die Politik kehrt zurück zum Alltag
Während Musk stiller wurde, gewann die alte Verwaltung an Selbstbewusstsein zurück. Minister entscheiden wieder selbst, wo gespart wird. Der radikale Sparkurs wurde durch kleinteiligere Maßnahmen ersetzt. Von den einst angekündigten Einsparungen in Billionenhöhe ist nur noch ein Bruchteil die Rede.
Musk selbst gibt sich betont demütig. In einem Interview mit Fox News sagte er: „Am Ende wird Amerika viel besser dastehen.“ Keine Kritik, keine Provokationen – stattdessen fast staatsmännische Töne. Seine Wutreden von einst? Geschichte.
Ein Image, das verblasst
Doch der Schaden ist da – nicht nur politisch, sondern auch persönlich. In Umfragen von „Silver Bulletin“ gaben 53 Prozent der Amerikaner an, Musk negativ zu sehen. So schlecht stand er noch nie da. Bei der letzten Präsidentschaftswahl waren es nur 44 Prozent.
Auch seine Rolle als Unterstützer konservativer Kandidaten wird zunehmend hinterfragt. In Wisconsin verlor ein republikanischer Kandidat für den Supreme Court – nicht trotz, sondern wegen Musks offener Unterstützung. Für viele Konservative ist er längst kein Zugpferd mehr, sondern Ballast.