Ein Minus, das tiefer reicht als die Bilanz
Volvo hat seine Bücher geöffnet – und die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Betriebsgewinn ist im ersten Quartal 2025 um fast ein Drittel eingebrochen. Statt der erwarteten 14,8 Milliarden schwedischen Kronen blieb der Lkw-Bauer bei 13,3 Milliarden hängen.

Im Vorjahresquartal waren es noch 18,2 Milliarden. Ein deutlicher Rückgang, der sich nicht nur mit Marktschwäche erklären lässt, sondern mit etwas Grundsätzlicherem: Unsicherheit.
Nordamerika unter Druck – Ziel nach unten korrigiert
Besonders deutlich zeigt sich das in Nordamerika. Volvo wollte ursprünglich 300.000 Fahrzeuge auf dem US-Markt verkaufen. Diese Marke wurde nun kassiert – das neue Ziel liegt bei nur noch 275.000. Grund sind die Zölle, die seit Jahresbeginn unter Donald Trump wieder in Mode gekommen sind. Komponenten werden teurer, Lieferketten instabiler, Kunden vorsichtiger.
„Die Unsicherheit hinsichtlich der Zölle und ihrer Auswirkungen auf den Welthandel hat im Laufe des Quartals zugenommen“, so Vorstandschef Martin Lundstedt nüchtern in der Quartalsmitteilung.
Es ist die Sprache eines CEOs, der versucht, Schaden zu kontrollieren, den er selbst nicht verursacht hat.
Die Rückkehr des Protektionismus
Was wir hier sehen, ist mehr als ein schlechter Quartalsbericht. Volvo steht exemplarisch für eine Branche, die erneut zwischen geopolitischen Fronten gerät. Jahrzehntelang galt Freihandel als Wachstumsmodell – jetzt erleben Unternehmen, wie schnell sich das Narrativ drehen kann.
Trumps Neuauflage des Handelskonflikts, besonders mit China und Mexiko, trifft genau die Firmen, deren Lieferketten global gewachsen sind.
Volvo baut einen Teil seiner Fahrzeuge in den USA – doch zentrale Bauteile, etwa Getriebe, Achsen und Elektronik, kommen aus Europa oder Asien. Mit jedem neuen Zollsatz steigen die Produktionskosten.
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Kunden in Nordamerika zögern, Verträge werden verschoben. Der Absatzrückgang von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal ist Ausdruck dieses Dilemmas.
Die Börse bleibt skeptisch
Für Investoren ist das Zahlenwerk ein Alarmsignal. Zwar bleibt Volvo profitabel – aber die Dynamik ist gebrochen. Und was den Markt besonders stört: Der Vorstand sendet keine klare Gegenstrategie.
Weder neue Kostenziele noch ein erweiterter Produktionsmix wurden kommuniziert. Das Management scheint abzuwarten – in einem Umfeld, das Geduld selten belohnt.
Europa hält sich stabil – noch
In Europa läuft das Geschäft etwas robuster. Der Absatz blieb dort weitgehend stabil, getragen von Infrastrukturprogrammen und Nachfrage aus dem Baugewerbe. Doch auch hier mehren sich Warnsignale. Die Nachfrage nach neuen Nutzfahrzeugen flacht ab, Leasingverträge werden verlängert statt erneuert. Selbst wenn das erste Quartal in der EU besser aussieht – der Trend zeigt nach unten.
Das Risiko heißt Washington
Was Volvo derzeit besonders gefährlich wird, ist die politische Volatilität. Der schwedische Konzern kann weder Wechselkurse noch Zollpolitik beeinflussen, muss aber in beiden Feldern reagieren.
Eine Reform der US-Handelspolitik ist nicht in Sicht, und der Wahlkampf 2026 wird voraussichtlich weitere protektionistische Töne anschlagen. Für Volvo bedeutet das: Noch mehr Unsicherheit, noch mehr Margendruck.
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