09. März, 2025

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Volocopter gerettet – doch um welchen Preis?

Das insolvente Flugtaxi-Start-up Volocopter findet mit Diamond Aircraft einen Käufer. Die Übernahme durch den österreichischen Flugzeugbauer bedeutet drastische Einschnitte – und wirft kritische Fragen auf.

Volocopter gerettet – doch um welchen Preis?
Nach der Übernahme durch Diamond Aircraft müssen rund zwei Drittel der Volocopter-Mitarbeiter gehen – der einstige Hoffnungsträger der Luftfahrt wird drastisch verkleinert.

Ein Neustart mit harten Einschnitten

Die Rettung kam in letzter Minute: Das insolvente Flugtaxi-Start-up Volocopter hat mit Diamond Aircraft einen Käufer gefunden. Der österreichische Flugzeughersteller, der dem chinesischen Konzern Wanfeng gehört, übernimmt das hochverschuldete Unternehmen aus Bruchsal.

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Doch der Deal hat seinen Preis: Von den rund 500 Mitarbeitern sollen nur noch 160 bleiben. Für viele Angestellte bedeutet das das abrupte Ende ihrer Arbeit – ihre Verträge laufen nur noch bis Ende Juni.

Bisher hält sich Volocopter mit offiziellen Statements zurück. Eine Sprecherin erklärte lediglich, dass man sich weiterhin mit Investoren in Gesprächen befinde. Hinter den Kulissen steht jedoch fest: Der neue Eigentümer wird den Kurs des Unternehmens drastisch verändern.

Diamond Aircraft: Ein Käufer mit eigener Agenda

Diamond Aircraft ist in der Luftfahrtbranche kein Neuling. Der Hersteller ist bekannt für Motorsegler und Kleinflugzeuge, die vor allem von Privatkunden genutzt werden.

Doch das Unternehmen hat in den letzten Jahren verstärkt auf hybride Antriebe gesetzt – eine Technologie, die Volocopter mit seinen vollelektrischen Senkrechtstartern weiterentwickelt hat.

Insofern ergeben sich Synergien, doch der Weg zur Marktreife bleibt unsicher: Volocopter hat bislang noch keine Zulassung von der europäischen Flugsicherheitsbehörde erhalten.

Verdeckte Russland-Geschäfte? Kritische Fragen zum Käufer

Die Übernahme wirft jedoch auch sicherheitspolitische Fragen auf. Diamond Aircraft ist nicht nur in der zivilen Luftfahrt aktiv: Das Unternehmen verkauft Überwachungsflugzeuge, die etwa bei Waldbränden oder militärischen Aufklärungsmissionen eingesetzt werden.

Zudem gibt es brisante Recherchen: Laut einem Bericht der Welt am Sonntag sollen Flugzeugteile der Firma über China nach Russland gelangt sein, wo sie in russische Luftfahrtsysteme integriert wurden.

Neue Eigentümer, neue Risiken: Volocopter gehört nun indirekt dem chinesischen Konzern Wanfeng. Kritiker warnen vor möglichen geopolitischen Spannungen und Fragen zur strategischen Kontrolle.

Diese Verbindung könnte auch für Volocopter ein Problem werden. Da das Unternehmen bislang auf Fördermittel aus der EU und von deutschen Investoren angewiesen war, könnte die neue Eigentümerstruktur für regulatorische Hürden sorgen. Es bleibt fraglich, ob Volocopter unter den neuen Besitzverhältnissen weiterhin politische Unterstützung erhalten wird.

Eine Branche im Umbruch – Lilium als warnendes Beispiel

Volocopter ist nicht das einzige Flugtaxi-Start-up, das in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Lilium, einer der wichtigsten Wettbewerber, musste im Februar 2025 bereits zum zweiten Mal Insolvenz anmelden.

Auch dort wird fieberhaft nach Investoren gesucht. Die Parallelen sind offensichtlich: Hohe Entwicklungs- und Zertifizierungskosten, verzögerte Zulassungen und ausbleibende Großaufträge haben die Unternehmen in die Krise gestürzt.

Die Übernahme durch Diamond Aircraft bedeutet für Volocopter zwar das Überleben – doch unter radikal veränderten Bedingungen.

Die Vision eines deutschen Flugtaxi-Pioniers wird nun von einem chinesischen Konzern mit österreichischem Management gesteuert. Ob dies ein strategischer Vorteil oder eine neue Abhängigkeit bedeutet, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

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