Der in Bedrängnis geratene Flugtaxi-Entwickler Volocopter befindet sich auf der Suche nach Investoren, nachdem er Insolvenz angemeldet hat. Die rechtlichen Schritte zur Sanierung wurden vom Amtsgericht Karlsruhe eingeleitet, welches Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat. Ziel ist es, bis Ende Februar ein umfassendes Sanierungskonzept auszuarbeiten und umzusetzen. Diese Finanzierung ist entscheidend, um die letzten Schritte zum erfolgreichen Markteintritt der Fluggeräte zu ermöglichen.
Derzeit fehlt dem Unternehmen noch immer die notwendige Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit, um den Betrieb von Passagierflügen zu starten. Trotz der schwierigen Lage, die Volocopter dazu veranlasste, am zweiten Weihnachtstag die Insolvenz anzumelden, besteht Optimismus, dass diese Zulassung im kommenden Jahr erteilt wird.
Der scheidende CEO Dirk Hoke hebt die technologische Führungsposition des Unternehmens hervor und betont die konkurrenzfähige Stellung von Volocopter im internationalen Umfeld. Dennoch hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten mit einem Personalabbau von rund 700 auf aktuell 500 Mitarbeitende auf die wirtschaftlichen Herausforderungen reagiert.
Interessanterweise wurde erst Mitte November Oliver Vogelgesang, vormals bei dem ebenfalls insolventen Elektroflugzeug-Unternehmen Lilium tätig, zum neuen Finanzchef bei Volocopter ernannt. Lilium selbst erhielt Unterstützung durch die Mobile Uplift Corporation nach Bekanntgabe seiner Insolvenz kurz vor Weihnachten, wobei der Fokus darauf lag, zahlreiche gekündigte Mitarbeitende wieder einzustellen. Im Gegensatz zu Lilium wird das Insolvenzverfahren bei Volocopter nicht in Eigenverwaltung geführt.
Die Branche kämpft weiterhin mit den Hürden staatlicher Unterstützung. Trotz intensiver Gespräche mit staatlichen Institutionen blieben erhoffte finanzielle Hilfen aus und Investoren mussten einspringen, um notwendige Finanzspritzen zu sichern. Auch wenn Berichte über das Interesse des chinesischen Mischkonzerns Geely kursierten, gab Volocopter dazu bislang keinen Kommentar ab.
Während Volocopter ursprünglich plante, während der Olympischen Spiele in Paris mit seinen Flugtaxis Passagiertransporte anzubieten, ist bislang nur der Einsatz für Rettungszwecke, zusammen mit der ADAC-Luftrettung, in Deutschland in aktiver Erprobung. Eine aktuelle Analyse des ZEW deutet darauf hin, dass urbane Luftmobilität vor allem Notfallsituationen zugutekommen könnte, während allgemeine Verkehrseffizienzen in Frage stehen.