In einem kritischen Moment für Volkswagen und die Arbeitnehmervertretung IG Metall brodelt der Tarifkonflikt weiter. Aktuelle Verhandlungen in Hannover werden von einem zweitägigen Marathon-Treffen begleitet, das durchaus als Vorweihnachtsdrama bezeichnet werden könnte. Ob der Disput über Gehaltskürzungen, mögliche Werksschließungen und Entlassungen tatsächlich beigelegt werden kann, bleibt spannend – die Verhandlungspositionen sind noch meilenweit voneinander entfernt.
Volkswagen steht unter finanziellem Druck und fordert eine 10-prozentige Senkung der Löhne, sowie die Streichung diverser Boni und Zulagen. Der Konzern behält sich zudem das Recht vor, Werke zu schließen und betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. Im Gegensatz dazu setzt die IG Metall auf die Erhaltung aller Standorte und eine Garantie für die Arbeitsplätze der rund 130.000 Mitarbeiter in Niedersachsen, Hessen und Sachsen. Jedenfalls zeigt sich die Gewerkschaft wenig begeistert von dauerhaften Lohneinschnitten, ungeachtet der Bereitschaft, auf die Auszahlung einer geplanten Lohnerhöhung zu verzichten.
Nach der vierten Verhandlungsrunde hatten erstmals beide Seiten von konstruktiven Gesprächen berichtet, doch eine tatsächliche Einigung bleibt aus. Betriebsratschefin Daniela Cavallo beschreibt die Atmosphäre der Gespräche als "bedingt gestaltungsbereit", ein Hinweis darauf, dass alle noch weit von einem finalen Konsens entfernt sind. Arne Meiswinkel, der Personalleiter der Kernmarke VW, bestätigte ebenfalls, dass noch kein tragfähiger Kompromiss in Sicht ist.
Dieses letzte Treffen vor Weihnachten könnte zu einer Einigung führen oder den Grundstein für eine Eskalation des Streits legen. Thorsten Gröger von der IG Metall betonte die Dringlichkeit einer Lösung noch in diesem Jahr, da die Zeit knapp werde. Für das Zusammentreffen wurden deshalb zwei Verhandlungstage angesetzt. Gröger warnte davor, dass ohne Fortschritte die Warnstreiks im Jahr 2025 massiv ausgeweitet werden könnten – zwei solcher Arbeitsniederlegungen fanden bereits im Dezember statt, die letzte parallel zur vorherigen Tarifrunde.
Zum ersten Mal finden die Verhandlungen nicht am VW-Hauptsitz in Wolfsburg, sondern in einem Hotel in Hannover statt. Der Startschuss fiel am Montagvormittag, während der Dienstag bereits als zweiter Verhandlungstag eingeplant ist. Die Dauer der Gespräche bleibt jedoch offen.