Die Zeichen der Zeit erkennend, hat Volkswagen beschlossen, sein Werk in Xinjiang, einer Region im Nordwesten Chinas, zu veräußern. Unternehmenssprecher verweisen auf „wirtschaftliche Gründe“ als treibende Kraft hinter dieser Entscheidung. Diese Anlage, die bis 2019 Verbrennungsmotorenfahrzeuge produzierte, fungierte seitdem hauptsächlich als Vertriebszentrum für in anderen Fabriken hergestellte Modelle.
Im Lichte des Konkurrenzdrucks durch Elektrofahrzeughersteller, erklärte der Konzern die Notwendigkeit, sein Produktionsnetzwerk zu transformieren. Die Nachfrage nach Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor gehe merklich zurück, während die Verkäufe von Elektroautos weltweit, insbesondere in China, zunehmen. Prognosen der Internationalen Energieagentur zufolge könnten Elektrofahrzeuge in China bereits dieses Jahr 45% aller verkauften Autos ausmachen.
Die Verkaufsentscheidung erfolgte im Rahmen eines Joint Ventures mit Chinas SAIC Motor. Dies geschieht vor dem Hintergrund langjähriger Vorwürfe der US-Regierung und verschiedener Menschenrechtsorganisationen, China missbrauche in Xinjiang Arbeiterrechte und begehe andere Übergriffe gegen die dort lebende muslimische Uiguren-Minderheit. Trotz wiederholter und vehementer Leugnung solcher Vorwürfe seitens Chinas, berichten sowohl die Vereinten Nationen als auch andere internationale Stellen von schweren Menschenrechtsverletzungen, die als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gelten könnten.
Das Werk in Xinjiang stand in der Kritik von Menschenrechtsaktivisten, auch wenn Volkswagen stets betonte, keine Anzeichen für Zwangsarbeit entdeckt zu haben. Eine Unternehmensprüfung aus dem vergangenen Jahr, die internationale Standards angeblich nicht erfüllte, ergab ebenfalls keine Hinweise auf Zwangsarbeit. Auf Berichte dazu angesprochen, versicherte Volkswagen stets Transparenz und pflichtkonformes Verhalten gegenüber gesetzlichen Anforderungen.