19. März, 2025

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Volkswagen will China zurückerobern – gelingt der Befreiungsschlag?

Wolfsburg setzt auf neue Modelle und Elektroautos – kann VW die Marktanteile in China sichern?

Volkswagen will China zurückerobern – gelingt der Befreiungsschlag?
Während chinesische Hersteller innovative E-Autos in Rekordzeit auf den Markt bringen, kommt VW erst ab 2026 mit sechs neuen Elektro-Modellen. Experten warnen: Der Rückstand ist kaum noch aufzuholen.

Volkswagen kämpft mit sinkenden Marktanteilen in China. Der größte Automarkt der Welt wird zunehmend von heimischen Herstellern dominiert, insbesondere bei Elektrofahrzeugen.

Nun setzt VW zum Gegenangriff an: Ab 2026 sollen elf neue Modelle speziell für China entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Die Aktie reagierte positiv, doch die Strategie birgt Risiken.

Quelle: Eulerpool

Späte Reaktion auf einen aggressiven Markt

China ist für Volkswagen traditionell ein Schlüsselmarkt – doch das Unternehmen wurde in den vergangenen Jahren von der Konkurrenz überholt. Während Tesla und chinesische Hersteller wie BYD, Nio und Geely ihre Elektroflotten aggressiv ausgebaut haben, hinkte VW hinterher.

Vor allem im Segment der günstigen Elektrofahrzeuge blieb der Konzern weitgehend abwesend. Das rächt sich nun: Der Marktanteil von VW in China ist von über 18 Prozent auf zuletzt unter 14 Prozent gefallen.

Die Wolfsburger wollen das Ruder herumreißen. Gemeinsam mit ihrem Joint-Venture-Partner FAW Group plant Volkswagen die Einführung von sechs neuen Elektrofahrzeugen.

Darunter das erste Elektromodell unter der Marke Jetta, das bereits 2026 in den Verkauf gehen soll. Die Strategie: Speziell für China zugeschnittene Modelle, die den Geschmack der Verbraucher besser treffen als die bisherigen Angebote.

Kooperationen als letzter Ausweg?

VW setzt dabei nicht nur auf eigene Entwicklungen, sondern auch auf Partnerschaften. Die Wolfsburger suchen gezielt nach chinesischen Technologiepartnern, um den Rückstand bei Software, Batterietechnik und autonomem Fahren aufzuholen.

Ein entscheidender Schritt, denn westliche Autohersteller haben in diesen Bereichen deutliche Defizite gegenüber der chinesischen Konkurrenz. BYD produziert bereits eigene leistungsfähige Batterien, während Volkswagen noch stark auf externe Lieferanten angewiesen ist.

„Die Entwicklung neuer Elektroautos für China ist alternativlos, wenn wir in diesem Markt weiter eine Rolle spielen wollen“, erklärte ein hochrangiger VW-Manager.

Die Zeit drängt, denn chinesische Verbraucher sind anspruchsvoll: Sie verlangen moderne Software, vernetzte Systeme und hochentwickelte Assistenzsysteme – genau die Bereiche, in denen VW bislang wenig überzeugte.

Volkswagen verliert in China zunehmend Boden an heimische E-Auto-Hersteller wie BYD und Nio. Mit neuen Modellen will der Konzern gegensteuern – doch die Konkurrenz diktiert längst das Tempo.

Risikofaktor Wirtschaftslage und politische Spannungen

Doch die Marktoffensive birgt auch Risiken. Die chinesische Wirtschaft schwächelt, die Kaufkraft vieler Verbraucher ist rückläufig. Gleichzeitig steigt der Protektionismus, sowohl in China als auch in Europa.

Während die EU höhere Zölle für chinesische Elektroautos prüft, könnte Peking mit ähnlichen Maßnahmen gegen ausländische Hersteller reagieren.

Dazu kommt die Unsicherheit im globalen Handel. Die Spannungen zwischen China und den USA könnten weitreichende Folgen für internationale Unternehmen haben – und VW gerät als größter europäischer Hersteller in eine geopolitische Zwickmühle.

Sollte Peking verstärkt auf heimische Anbieter setzen und den Zugang für westliche Hersteller erschweren, könnte die neue VW-Strategie schnell ins Leere laufen.

VW Financial Services: Hoffnungsschimmer oder Problemfall?

Parallel zur Marktoffensive in China hat die VW-Finanzsparte mit Problemen zu kämpfen. 2024 brach das operative Ergebnis der Volkswagen Financial Services um acht Prozent auf drei Milliarden Euro ein.

Gründe sind der sinkende Wert von Gebrauchtwagen sowie steigende Risikokosten. Dennoch zeigt sich der Konzern optimistisch und erwartet für 2025 eine Erholung.

Christian Dahlheim, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG, betonte, dass das Kerngeschäft stabil sei und sich die Vertragszahlen auf einem Rekordniveau befinden. Ob sich dieser Trend fortsetzt, hängt jedoch stark von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung und der Stabilität der Finanzmärkte ab.

Rettet China Volkswagen?

Volkswagen setzt alles auf eine Karte. Mit neuen Modellen und einer aggressiveren China-Strategie will der Konzern Marktanteile zurückgewinnen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Chinesische Hersteller dominieren den Elektroautomarkt und sind technologisch oft weiter. Gleichzeitig erschweren geopolitische Spannungen das Geschäft.

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