Volkswagen steht im Fokus der Kritik: Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hat sich kritisch zum geplanten Sparkurs des Automobilriesen geäußert. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" warnte der SPD-Politiker, dass das Vorgehen des Konzerns die innerbetriebliche Harmonie erheblich gefährden könnte. Besondere Empörung herrscht über den einseitigen Entzug der Beschäftigungssicherung, was nach Ansicht von Lies nicht dem traditionellen Stil von Volkswagen entspricht. Er betonte die Notwendigkeit von Veränderungen bei VW, zeigte sich jedoch besorgt über die aggressive Herangehensweise, die zu einem Vertrauensverlust geführt habe. Lies appellierte an das Unternehmen und die Gewerkschaften, zügig in ihren Verhandlungen zu einer Lösung zu kommen. Kompromissbereitschaft sei nun das Gebot der Stunde, um die bestehenden Sorgen der Belegschaft und der betroffenen Regionen zu mindern. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen VW und IG Metall ist für den 21. November angesetzt. Gleichzeitig äußerte sich Lies vehement gegen Werksschließungen. Er unterstrich die Erwartung des Landes Niedersachsen, auf solche Maßnahmen zu verzichten, da sie die Produktionsfähigkeit gefährden könnten. Besonders das Werk in Osnabrück, das als innovativer Standort gilt, dürfe nicht aufgegeben werden. Trotz des Verlusts eines erwarteten Folgeauftrags von Porsche und der Unsicherheit um neue Modelle ab 2026 erwartet der Minister eine Erholung des Automarktes und sieht großes Potenzial in neuen, zukunftsweisenden Konzepten. Im September hatte Volkswagen die seit über drei Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung aufgekündigt und auch Werksschließungen nicht mehr ausgeschlossen. Zudem fordert der Konzern in der laufenden Tarifrunde mit der IG Metall eine pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent. Von den zehn deutschen Standorten des Unternehmens befinden sich sechs in Niedersachsen, wobei das Land als Eigentümer mit 20 Prozent der Stimmrechte maßgeblichen Einfluss auf Entscheidungen hat. Ministerpräsident Stephan Weil und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg vertreten das Land im VW-Aufsichtsrat, während Minister Lies selbst von 2013 bis 2017 Mitglied in diesem Gremium war.