Ein Kapitel deutscher Ingenieurskunst schließt sich: Der Lkw-Bauer MAN hat in seinem Nürnberger Werk die Produktion des letzten Dieselmotors für schwere Lastwagen gestartet.
Das Modell D30, das in verschiedenen Varianten bis zu 560 PS leistet, markiert das Ende einer über 100-jährigen Dieselgeschichte am Standort. Doch während die Branche auf Elektromobilität setzt, zeigt sich: Der Weg dorthin ist noch lang – und der Diesel wird nicht so schnell verschwinden, wie viele glauben.
Diesel-Abschied mit Hintertür: MAN setzt weiterhin auf Verbrenner
Die Umstellung auf klimafreundlichere Antriebe läuft – doch nicht ohne Kompromisse. Obwohl Volkswagen als Mutterkonzern von MAN bereits stark in die Elektromobilität investiert, räumt MAN-Chef Alexander Vlaskamp ein:
"Wir brauchen noch lange Zeit sehr effiziente Verbrennungsmotoren."
Trotz des offiziellen Wechsels zur Elektromobilität hält MAN also bewusst ein Hintertürchen offen. Das ist nicht nur eine Frage der Technologie, sondern vor allem eine des Marktes: Elektrische Lkw sind teuer, die Infrastruktur für Ladepunkte in Europa unzureichend. Und Kunden in Ferntransport und Baugewerbe können sich einen vollständigen Wechsel derzeit schlicht nicht leisten.
Daher investiert MAN in Nürnberg weiterhin parallel in Diesel- und Elektroantriebe. Während die letzten D30-Dieselmotoren vom Band laufen, soll im Frühjahr bereits die Serienproduktion von Batterien beginnen. Ziel: Bis 2030 soll jedes zweite neue MAN-Fahrzeug emissionsfrei sein. Doch die Frage bleibt: Reicht das für einen ernsthaften Wandel?
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Der letzte Diesel aus Nürnberg – aber nicht das Ende des Verbrenners
Die Diskussion um den Auslauf des Dieselmotors zeigt, dass die Transformation in der Nutzfahrzeugbranche nicht so eindeutig ist, wie viele denken. Während Pkw-Hersteller wie Tesla längst rein elektrisch agieren, sind Lkw- und Busbauer weiterhin von mehreren Antriebstechnologien abhängig.
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das Dilemma:
- Derzeit fahren über 90 Prozent aller Lastwagen weltweit mit Diesel.
- Die Ladeinfrastruktur für E-Lkw ist in Europa lückenhaft, insbesondere für den Fernverkehr.
- Wasserstoff wird zwar als Alternative gehandelt, doch die Produktionskosten und die Effizienzprobleme bremsen den Durchbruch.
Das bedeutet: Der Diesel wird trotz des Abschieds in Nürnberg in vielen Märkten noch weit über 2030 hinaus eine Rolle spielen. Die Strafzölle für CO₂-intensive Fahrzeuge in der EU könnten Unternehmen jedoch zwingen, früher auf Alternativen umzusteigen. MAN könnte also bald unter Zugzwang geraten.