Rückkehr der Überstunden in Wolfsburg
Der traditionsreiche VW-Standort Wolfsburg erlebt ein seltenes Comeback: Wochenendarbeit. Für Mai bis Juli plant der Autobauer Sonderschichten an acht Wochenenden, insbesondere in der Montage von Golf und Tiguan.
Der Grund: gut laufende Verbrennerverkäufe und eine "aktuelle Programmsituation", wie es intern heißt.
Der Verbrenner läuft – nicht überall
Während Elektro-Standorte wie Emden oder Zwickau mit Ausfällen kämpfen, profitiert Wolfsburg vom stabilen Verbrennergeschäft. Die VW-Kernmarke steigerte ihren Absatz im ersten Quartal um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2024 sollen im Werk wieder bis zu 600.000 Fahrzeuge vom Band laufen – ein Aufschwung nach mageren Jahren mit unter 500.000 Einheiten.
Strukturumbau bleibt Realität
Trotz der positiven Zwischennachricht: Der große Stellenabbau bleibt. 35.000 Jobs in Deutschland sollen bis 2030 wegfallen, die Produktionskapazitäten in Wolfsburg werden von über 900.000 auf unter 600.000 Fahrzeuge zurückgefahren. Der Golf wandert perspektivisch nach Mexiko, neue E-Modelle sollen aus Zwickau folgen.
KI made in China
Parallel stellt Volkswagen in China sein erstes KI-gestütztes automatisiertes Fahrsystem vor. Entwickelt wurde es vom Joint Venture Carizon – ein Zusammenschluss aus Volkswagens Software-Tochter und dem chinesischen KI-Spezialisten Horizon Robotics. Das System wurde in Rekordzeit auf die Anforderungen des chinesischen Markts zugeschnitten.
Halbautonom, regional optimiert
Die neue Lösung umfasst fortschrittliche Assistenzfunktionen für Stadt und Autobahn. Ziel ist der Einstieg ins vollautonome Fahren – lokal entwickelt, lokal gedacht. Die erste Markteinführung ist für 2025 geplant. Damit kontert Volkswagen die wachsende technologische Überlegenheit heimischer Konkurrenten in China.
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Strategiewechsel: In China, für China
Mit der Initiative "In China, für China" will VW wieder Tritt fassen im größten Automarkt der Welt. Lokale Entwicklungsentscheidungen, schnellere Umsetzungszyklen und Technologien mit regionalem Fokus sollen verlorenes Vertrauen zurückgewinnen – und Marktanteile.
Kurs mit Signalwirkung
Anleger honorierten die Nachrichten: Die VW-Aktie legte im XETRA-Handel zeitweise um 0,47 Prozent zu und notierte bei 89,26 Euro. Inmitten von Sparkurs, Stellenabbau und KI-Offensive sendet Volkswagen ein klares Signal: Die Zeiten reiner Reaktion sind vorbei. Jetzt wird wieder gestaltet.