Volkswagen steckt in einer tiefen Krise. Am Freitagabend verkündete der Wolfsburger Autobauer, dass sowohl die Umsatzprognosen als auch die Renditeziele für das Jahr 2024 deutlich gesenkt werden müssen.
Statt des ursprünglich angestrebten Wachstums von bis zu fünf Prozent rechnet der Konzern nun mit einem Umsatz von rund 320 Milliarden Euro – weniger als im Vorjahr. Auch bei der operativen Rendite erwartet VW nur noch 5,6 Prozent, deutlich weniger als die ursprünglich avisierten 6,5 bis 7 Prozent.
Ein herausforderndes Umfeld
Der Grund für diese Korrekturen liegt in einem „herausfordernden Marktumfeld“, wie es aus der Konzernzentrale heißt. Vor allem in China, dem wichtigsten Absatzmarkt des Unternehmens, verliert Volkswagen zunehmend an Boden.
Die Konkurrenz aus dem eigenen Land sowie Tesla machen dem deutschen Autobauer schwer zu schaffen – insbesondere im Bereich der Elektromobilität, wo VW den Anschluss verpasst hat. Auch bei den Plug-in-Hybriden, die auf dem chinesischen Markt große Bedeutung haben, spielt VW kaum eine Rolle.
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In Europa sieht es nicht viel besser aus. Laut Zahlen von Dataforce sank der Pkw-Absatz im ersten Halbjahr 2024 auf 7,9 Millionen Fahrzeuge – vor fünf Jahren waren es noch rund 9,6 Millionen. Besonders betroffen ist der deutsche Markt, in dem VW traditionell stark ist. Der Rückgang der Verkäufe setzt dem Unternehmen hier zusätzlich zu.
Interner Druck: Arbeitskämpfe zeichnen sich ab
Neben den Problemen auf den Märkten steht Volkswagen ein interner Konflikt bevor. Die Geschäftsführung hat umfassende Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen angekündigt, die auch den Abbau von Arbeitsplätzen und mögliche Werksschließungen beinhalten könnten.
Dies hat bereits jetzt zu Spannungen mit der mächtigen IG Metall geführt, die harte Tarifverhandlungen in Aussicht stellt. Der Verhandlungsführer der IG Metall, Thorsten Gröger, fand deutliche Worte: „Die Gewinn-Geier kreisen über den Werken.“
Am 1. Dezember drohen erste Warnstreiks, was den Druck auf den Konzern weiter erhöhen könnte. Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende von VW, machte im Vorfeld klar, dass die Belegschaft nicht bereit ist, die geplanten Kürzungen einfach hinzunehmen: „Wir sind viele. Und wir alle sind sauer.“
Zukunft der Elektromobilität auf der Kippe
Besonders kritisch wird die Lage für VW in Hinblick auf die Elektromobilität. Der Konzern hat Milliarden in die Entwicklung von E-Autos investiert, doch der Erfolg lässt auf sich warten.
Die Verkaufszahlen in diesem Segment bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, und auch technologisch hinkt VW hinter der Konkurrenz hinterher. In einer Branche, die sich immer stärker in Richtung Digitalisierung und alternative Antriebe bewegt, steht der Konzern damit vor einer wegweisenden Entscheidung.
Das kommende Jahr wird entscheidend für Volkswagen. Der Wandel hin zu mehr Elektromobilität und die Digitalisierung des Unternehmens müssen forciert werden, während gleichzeitig die Kosten gesenkt und interne Konflikte gelöst werden müssen. Es wird sich zeigen, ob der Konzern in der Lage ist, den Spagat zwischen Sparmaßnahmen und Zukunftsinvestitionen zu meistern.